Operetten-Luftballon glücklich im Linzer Musiktheater gelandet

Gspaßige Offenbachiade „Unterwegs“ und Kulinarik im Restaurant Anton

Ja, was war denn da los am Faschingssonntag im Luxuslokal Das Anton unter dem Dach des Linzer Musiktheaters? Ein neues Event mit zwei Genüssen, Operettenmusik von Offenbach mit einem dreigängigen Menü. Musik hören und dabei Speisen genießen, das ist ja eigentlich nicht neu, das gab es schon in früheren und späteren Zeiten.

Und trotzdem war es versuchsweise gemacht für die Gegenwart, die Vorstellung eines neuen Operettenformates: das Spiel ohne Bühne auf einem schmalen Gang durch den Salon, nur wenig Verkleidung und Requisiten, aber umso mehr ein leidenschaftlicher Einsatz von drei Darstellern, für künftige Opernkräfte nicht gerade selbstverständliche Aufgaben.

Na ja, man weiß schon, die leichte Musiksparte Operette erfordert Fähigkeiten im Singen, Spielen und Tanzen und kann die Erfüllung aller Ansprüche schwer machen. Nichts von dem ließ man diesmal vermissen und wurde erfreut durch die Spiellust und den Riesenspaß, den alle Beteiligten mit sich selbst hatten. Regisseur und Opernstudio-Chef Gregor Horres hatte dazu viele Ideen. Das Experiment ist also voll gelungen und wird weiter verfolgt, wie zu hören war im Sommer auf einem Traunsee-Schiff, wo die mobile Produktion nur das Wetter ins Wasser fallen lassen könnte.

Gold in der Kehle und Liebeshunger im Spiel

Wie ist es überhaupt entstanden? Der fleißige Vielschreiber aus Paris, Jacques Offenbach (1819-1880), schrieb so viel Theatermusik, lange oder kurze Stücke oft für seine eigene Bühne, dass daraus das neue Werk „Unterwegs“ in kurzer Textfassung nach kundiger Umarbeitung aus Offenbachs „Nummer 66“ und „Die elektromagnetische Gesangsstunde“ entstehen konnte.

Es handelt von drei Menschen, die von vielen Dingen träumen, wichtig ist ihnen jedoch das Thema Liebe, das aber dann unerfüllt bleiben soll. Da ist der findige Tandler Toccato (Navid Taheri), der Bonvivant Francois (Conor Prendiville) in eleganter Pelzmantelrobe (Kostüme: Bianca Sarah Stummer) und die von ihm erwartete Bekannte Suzon (Tina Josephine Jaeger) in ihrem halb dekorierten Reifrock, dem Alkohol nicht abgeneigt und auch mit einem Schwipserl verführerisch genug. Alle hatten sie Gold in der Kehle und Liebeshunger im Spiel, war nicht schwer bei den schmachtenden, schmissigen, frivolen, satirisch klingenden Musiknummern, gespielt von Kontrabass (Roland Kramer), Akkordeon (Manuela Kloibmüller) und Klarinette (Manfred Grillnberger).

Eine tolle Premiere, die etwa drei Stunden dauerte, wurde von fünfzig saalfüllenden Teilnehmern an dem kombinierten „Festmahl“ zu Selbstkosten von einheitlich 67 Euro mit reichlichem Beifall bedankt. So turbulent geht es ja sonst nicht zu im Linzer Musiktheater. Bravo!

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