Originell und berührend

„Traumprinz.komm“-Uraufführung der Jugendoper von Popova-Kuritkos

Auf amüsante Art und Weise behandelt „Traumprinz.komm“ die Themen Partnersuche und die Suche nach sich selbst.
Auf amüsante Art und Weise behandelt „Traumprinz.komm“ die Themen Partnersuche und die Suche nach sich selbst. © Andreas Wenter

Die Uraufführung der Jugendoper Stiliana Popova-Kuritkos mit dem doppeldeutigen Titel „Traumprinz.komm“ ging in der von Jugendlichen überquellenden Blackbox des Musiktheaters am 16. März heftig akklamiert über die Bühne. Das an musikalischer und sprachlich-inhaltlicher Substanz reiche Stück spielt in einer Online-Partner-Agentur, deren Chef „König“ sich um die Gefühlskälte und Oberflächlichkeit seiner Tochter „Rose“ Sorgen macht.

Ein Kunde namens „Prinz“

Erst ein Kunde namens „Prinz“ bringt mit einer von ihm erfundenen Handy-App einen Läuterungsprozess der flatterhaften und naturfeindlichen Prinzessin Rose in Gang; für „Prinz“ endet diese positive Entwicklung freilich nicht happy. Auf der karg, aber effizient eingerichteten Bühne (Peter Pawlik, Kostüme: Susanne Kerbl) läuft eine märchenhafte Handlung mit eindeutiger Aussage: Ersetzt digitale Scheinwelten durch echte Gefühle und Künstlichkeit durch Natur! Der Text Julia Wiesers unterstreicht diese Maxime jederzeit deutlich und mit einigem Wortwitz; die Musik von Stiliana Popova-Kuritko meistert durchgehend die schwierige Gratwanderung zwischen eigenständiger, vielfältiger Originalität und der das Geschehen spiegelnden Funktion. Das Instrumentalensemble der Bruckner-Uni – eine Verbindung von Streichquartett und Bläserquintett ohne Horn, begleitet von Kontrabass und Schlagwerk – spielt die schwierige Partitur sauber und konzentriert unter der präzisen Leitung Thomas Kerbls; Dynamik und Agogik würden etwas mehr Zuwendung zugunsten der unkonventionellen Einfälle der Komponistin verdienen.

Überraschender Schluss

Die Regie Peter Pawliks führt geradlinig bis überbordend durch das Stück, schlägt aber mit dem überraschenden Schluss einen dramaturgischen Purzelbaum, der im Gewicht der Handlung keine Entsprechung findet. Chanyang Kwon (König, Bariton) und Alexandre Bianque (Prinz, Tenor) bieten beachtliche sängerische Leistungen, werden aber von Ayse Yahut Somer (Rose, Sopran) übertrumpft. Das Soprantrio Elena Dadajova, Marlene Janschütz und Csilla Jennewein zeichnet komödiantisch das Gewusel oberflächlicher Sekretärinnen. Alle Solisten sind Mitglieder des Institutes „Gesang und Musiktheater“ an der Bruckner-Uni. Fazit: Sehr gute Musik, berührender Inhalt, Umsetzung überwiegend gelungen.

Von Paul Stepanek

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