Pia Hierzegger fastete für ihren ersten Horror-Film „Family Dinner“

PIA HIERZEGGER

Schauspielerin und Drehbuchautorin Pia Hierzegger begibt sich im Horror-Thriller „Family Dinner“ von Peter Hengl auf unbekanntes Terrain — und meistert es grandios und mit einer gehörigen Portion Gänsehaut.

Das VOLKSBLATT sprach mit der 50-Jährigen übers Fasten, den nächsten Landkrimi und den Fall Teichtmeister.

VOLKSBLATT: Was hat Sie an dem Projekt „Family Dinner“ gereizt?

PIA HIERZEGGER: Das Erste war ‘mal, dass ich es überhaupt annehmen konnte, weil eigentlich hätte ich in der Zeit Theatervorstellungen gehabt. Die sind Corona zum Opfer gefallen. Dadurch war dann dieser Zeitraum frei. Interessiert hat mich besonders dieses kammerspielartige, dass diese vier Figuren eingeschlossen aufeinander losgelassen werden und man deren Beziehungen herausarbeiten kann. Es war nicht das Horror-Genre, das mich gereizt hat, weil da kenne ich mich zu wenig aus, aber es hat mich auch nicht abgeschreckt.

Was war das Herausfordernde an dem Genre?

Ehrlich gesagt, habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass ich so anders spielen muss. Viel wird dann in der Postproduction gemacht, etwa, dass die Stimme so nahe ist, dass man das Gefühl hat, die spricht einem ins Ohr. Die Stunts im Film habe ich nicht selber gemacht, das wäre wahrscheinlich das Horrormäßigste gewesen. Sonst ist es ähnlich wie bei jedem anderen Film. Wir haben versucht, so zu spielen, dass man nicht gleich erkennt, wer böse ist.

Wie nähert man sich so einer Figur wie der Tante Claudia? Kann man über ihre Motivation nachdenken, oder geht man das ganz anders an?

Ihr Weltbild ist mir natürlich fremd, aber gerade in dieser Zeit, wo wir gedreht haben, war es sehr verbreitet, dass Leute abdriften in andere Wirklichkeiten und in Verschwörungstheorien baden. Deswegen ist es schon spannend, zu versuchen, nachzuvollziehen, wie man da hinkommt. Was wichtig ist, ist, dass die Figur innerhalb dieser Geschichte stimmt. Dann ist es auch möglich, sie darzustellen.

Claudia hat den Gedanken „Der Körper ist ein Tempel“ sehr verinnerlicht. Kennen Sie diese Gedanken privat?

Ich kenn es nicht so fanatisch, aber leider kenne ich es schon ein bisschen. Ich glaube, es gibt auch einen bestimmten Ausdruck dafür, wenn man immer versucht, gesund zu essen. Das mache ich nicht nur, aber dieses zwischen zwei Proben mal eine Wurstsemmel essen, das mache ich nicht. Jetzt habe ich gerade den Salat für den heutigen Tag in meine Lunchbox gepackt. Also, es ist schon ein bisschen krank auch. Wenn man viel unterwegs ist, nicht immer essen gehen will, dann gewöhnt man sich das so an und dann versteht man das schon ein bisschen. Es ist komplett extrem, was die Claudia macht, aber in den Wahnsinn hineingeschaut habe ich schon einmal. Was bei ihr auch ist, ist, dass sie das ihren Mitmenschen aufzwingen will. Das mache ich nicht. Die anderen sollen Wurstsemmeln essen, ich gönne es ihnen, bin es ihnen auch manchmal neidig.

Sie haben ja auch gefastet für „Family Dinner“ …

Das klingt jetzt so groß, ich habe einfach wenig gegessen. Ich bin weit entfernt von Method Acting, da habe ich auch keine Ausbildung. Ich habe mir gedacht, wenn mein Kollege, der Michael Pink, fastet, und ich als die Figur, die die anderen dazu animiert, zu fasten, es nicht tue, dann stimmt was nicht, auch vom Erscheinungsbild. Es ist oft auch gut, wenn man so einen Punkt der Konzentration findet, der einen durch den Dreh führt.

Wie war die Zusammenarbeit mit den zwei jungen Kollegen Nina Katlein und Alexander Sladek, die das erste Mal bei einem Kinofilmprojekt dabei waren?

Ehrlich gesagt, ist das überhaupt nicht aufgefallen. Die beiden haben schon vorher viel geprobt und waren perfekt vorbereitet. Es wurde viel gecastet und die Erwachsenen wurden zu ihnen dazu gecastet. Es war wirklich nie so, dass ich mir gedacht hätte, jetzt müssen wir auf die warten, oder so. Sie waren wahnsinnig gut gelaunt, obwohl es ja sehr anstrengend war, vor allem für Nina. Es hat nie irgendein Raunzen gegeben, ich war wirklich sehr beeindruckt.

Sie arbeiten bereits an Ihrem nächsten ORF-Landkrimi. Was dürfen Sie denn schon über das Projekt verraten?

Es werden wieder die Jutta Fastian dabei sein und ich. Die anderen sind ja leider alle umgebracht worden im ersten Teil. Das hätten wir uns besser überlegen sollen.

Also, es wird auch wieder Kärnten sein?

Es wird wieder Kärnten sein, es wird wieder der Daniel Prohaska Regie machen.

Und Sie werden wieder das Drehbuch schreiben.

Ja, das gibt es schon, wir werden schon in einem Monat drehen.

Der Fall Teichtmeister treibt die Kulturszene um. Machen Sie sich im Theater im Bahnhof auch Gedanken à la „Was wäre wenn?“ „Wie würden wir handeln?“

Ja, jetzt natürlich schon. Wir haben darüber geredet. Es ist natürlich etwas ganz anderes, wenn man sich schon so lange kennt und so gut kennt. Ich weiß jetzt nicht, wie eng der Herr Teichtmeister und der Herr Kusej sind, ich kenne beide nicht persönlich. Jetzt könnte man natürlich sagen, muss man jemanden Hauptrollen geben, wenn er unter Verdacht steht? Kann man jemanden suspendieren? Ich finde es schwierig, dass es jetzt so viele Menschen gibt, die sagen, sie wissen, wie man es macht. Das Wichtigste wäre, dass man schaut, dass man eine Handhabe findet, dass Kinder geschützt werden. Eine Frage ist auch, wie geht man mit Gerüchten um. Da habe ich gar keine Lösung. Ich weiß auch nicht, wann wer was gewusst hat. Ich glaube nicht, dass alle alles gewusst haben, sonst hätte ich es auch gewusst, oder ich gehöre einfach auch nicht richtig dazu. Dann bin ich in diesem Fall sehr froh.

Mit PIA HIERZEGGER sprach Mariella Moshammer

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