Pinguine in der Glaubenskrise

Macht Spaß und Sinn: „An der Arche um acht“ in den Kammerspielen

Genial als tierische Frackträger (v. l.): Jonatan Fidus Blomeier, Hanna Kogler und Joel Dufey
Genial als tierische Frackträger (v. l.): Jonatan Fidus Blomeier, Hanna Kogler und Joel Dufey © Philip Brunnader

„Das ist Papier“, stellt kurz vor Beginn ein Mädchen vorne an der Bühne über den Schnee, der gerade fällt, fest. Kinder wollen alles hinterfragen und wissen, in „An der Arche um acht“ übernehmen das Fragen und Diskutieren drei entzückende Pinguine.

Das Stück von Ulrich Hub für alle ab sechs, das am Sonntag in den Kammerspielen Premiere feierte, widmet sich leichtfüßig und wirklich lustig, aber auch respektvoll großen Gefühlen und dem lieben Gott. Ein Bravo für den Mut, ein solches Thema anzugehen, jede Menge Lacher für viele köstliche Einfälle und Sager und die Slapstick-Begabung der Darsteller.

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Drei Pinguine machen das, was man halt so unter Freunden macht: Sie kuscheln sich in der Kälte des ewigen Eises aneinander, spielen und manchmal streiten sie auch. Ein versehentlich (oder auch nicht versehentlich) erdrückter Schmetterling lässt Diskussionen über gute und schlechte Pinguine, Strafen für das Fehlverhalten und die Identität von Gott aufkommen. Der Schmetterling sei ja wirklich gelungen, aber bei einem Vogel, der nach Fisch riecht, Flügel hat und nicht fliegen kann, dafür aber schwimmen, da habe Gott was falsch gemacht, sind sich die Frackträger nach der Begutachtung ihrer selbst einig. But: Nobody is perfect.

Und dann watschelt einer beleidigt und voller Schuldgefühle davon. Doch als eine verpeilte Taube im Tülltutu auftaucht und den verbliebenen Pinguinen als einzigen ihrer Art Tickets für die Arche Noah (Christian Bauer) angesichts der Sintflut — Gott hat die Geduld mit Mensch und Tier verloren — überreicht, sind sich die glücklichen Kreuzfahrtteilnehmer alsbald einig, der dritte im Bunde muss als blinder Passagier mit.

Was Regisseurin Nele Neitzke da geschaffen hat, ist eine rundum gelungene Aufführung, die nicht nur Spaß macht, sondern auch zum Nachdenken anregt, da und dort vielleicht Ängste nimmt und vor allem an die große Kraft von Freundschaft glauben lässt. Endgültige Antworten gibt es nicht. Und jeder darf sein, wie er ist. Dem „tierischen“ Ensemble aus Hanna Kogler, Jonatan Fidus Blomeier und Joel Duffey (als Frackträger) und Alexandrea Diana Nedel als Taube gebührt ein Pauschallob für den grandiosen Einsatz.

Die Kostüme (Veronica Silva-Klug) sind köstlich, die Schauspieler watscheln und hüpfen gekonnt pinguinisch in drahtgeformter Pluderhose und kleinem Frack. Da konnte das wenig originelle Bühnenbild (Anika Stowasser) leider nicht mithalten.

Lustige Lieder, mal chansonmäßig, mal ein Schlager („Wir wollen niemals auseinandergehen“), mal ein gelungenes Pinguinlaut-A-capella komplettieren samt originellen Tanzeinlagen das theatrale Unterhaltungspaket mit Sinn. Zwischenapplaus und große Begeisterung am Schluss. Ein Besuch der Theaterantarktis wird wärmstens empfohlen.

Von Melanie Wagenhofer

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