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„She chef“: Eine junge österreichische Köchin auf dem Weg nach oben

Frau mit Talent und Durchsetzungskraft: Agnes Karrasch
Frau mit Talent und Durchsetzungskraft: Agnes Karrasch © Camino Filmverleih

Die Welt der Sternen-Köche ist eine enge, stressige, raue und männlich dominierte. Alles läuft wie am Fließband ab, jedes Detail ist exakt geplant, jedes Rädchen muss perfekt in das nächste greifen.

Die Ergebnisse glänzen in unterschiedlichen Facetten auf dem Teller im luxuriösen Wohlfühlambiente, wo man von der Hektik hinter der Küchentür nichts mitkriegen darf. Auf ihren Wanderjahren begleitet die Doku „She chef“ von Melanie Liebheit und Gereon Wetzel die österreichische Junioren-Kochweltmeisterin Agnes Karrasch knapp zwei Jahre bei ihren Praktika in drei exzellenten Restaurants und bietet Einblicke, die man sonst kaum erhält. Der Film läuft bei Crossing Europe in der Kategorie „Arbeitswelten“ und ab 18. Mai in heimischen Kinos.

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Der Koch der Sterne-Kategorie ist einmal ein Handwerker, der ganze Teile eines Tieres in harter Arbeit zerlegt, dann ist er wieder ein Meister des Filigranen, der mit der Pinzette winzigste Details setzt.

Er ist ein Künstler im Kreieren von Kombinationen und Geschmäckern, die den Gaumen überraschen, manchmal auch ein Wissenschafter, der sich mit chemischen Prozessen auseinandersetzt, dann wieder ein Sammler, der in der Natur seine Zutaten selbst sucht und findet. All dem kommt die Kamera in „She chef“ sehr nahe.

Frauen im Hintergrund

Ist im Haushalt kochen immer noch Frauensache, so ist die Restaurantküche eine hart umkämpfte Männerdomäne. „Frauen bleiben meist versteckt in der Patisserie“, sagt eine Kollegin im Vendome in Bergisch-Gladbach zu Agnes. Beruf und Familie sind praktisch nicht vereinbar, „ein sonstiges Leben existiert nicht“. Agnes, sympathisch, ruhig und selbstbewusst, lässt sich mit ihren 25 Jahren nicht beirren — „mit 16 hätte ich den rauen Ton nicht ausgehalten“.

Heute sei Kochen ihre Stütze, ihre Leidenschaft, aus der Küche lässt sie sich — „Du musst belastbar werden“, sagt der Chef — nicht vertreiben und wird mit ihrem Weg, dem der Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit, zum Vorbild. Und der sagt auch viel über die junge Köchin aus: Im Koks auf den Faröer-Inseln, bestehend aus mehreren abgelegenen Hütten inmitten grandioser Landschaft und ein radikal-regionales Konzept fahrend, erlebt sie eine Ausnahme, die ihr Heimatgefühle beschert. — Eine faszinierende Küchenerfahrung, eine außergewöhnlich Reisereportage und vor allem das optimistisch stimmende, stimmige wie intime Porträt einer besonderen jungen Frau, die eine großartige Entwicklung durchmacht.

Von Melanie Wagenhofer

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