Pultpräsenz mit magnetischer Anziehungskraft

Noble Aufwartung des Bruckner Orchesters unter Chefdirigent Markus Poscher mit „La Forza“

Für seine Leistung gefeiert: Markus Poschner
Für seine Leistung gefeiert: Markus Poschner © R. Winkler

Ein gewohntes Bild: Immer wieder wurde Markus Poschner ans Pult zurückgeholt, so lange feierte ihn das volle Brucknerhaus beim Auftaktkonzert der eigenen Reihe seines Bruckner Orchesters am Donnerstag für ein nicht unbedingt leicht zugängliches Programm.

Werke von Verdi, Maurice Ravel und Richard Strauss ergaben aber eine reizvolle Kombination, bei der auch die schöpferischen Beziehungspunkte und Nationalitäten der Komponisten eine Rolle spielten.

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Der 19-jährige Richard Strauss reiste mit seinem Vater nach Italien, um in und von Verdis Heimat inspiriert zu werden. Daraus entstand dann auch ein großartiges Meisterwerk, die Sinfonische Fantasie op. 16, mit deren vier Sätzen Strauss einen Formwandel einging und seine neu erworbene Sympathie für die malerisch-folkloristische „Tondichtung“ entdeckte.

Poschner erhob die Musik mit seiner pultpräsenten Meisterschaft zu einer umfangreichen Erzählung, berührte leidenschaftlich auch die Gefühlsebene des jungen Strauss und ließ seine Musiker bei der staunenswerten Instrumentationstechnik der Komposition sich im Glanze voll entfalten. So weit das Finale des Programms.

Perfekte Jazzbeherrscher

Dieses erreichte aber zuvor schon den Höhepunkt. Wann können die beiden zeitgleich komponierten Klavierkonzerte von Maurice Ravel gehört werden? Das in G-Dur mit angenehmen Jazzanklängen, 1932 uraufgeführt in Paris, und jenes mehr namentlich bekannte, majestätische Klavierkonzert D-Dur für die linke Hand, gewidmet Paul Wittgenstein, der im Ersten Weltkrieg seine rechte Hand verlor und das Stück aus einem einzigen Satz vorstellte.

Diesmal setzte sich der renommierte Starpianist Kirill Gerstein mit den beiden Werken auseinander und traf dabei souverän genau den Nerv von Ravels Musik. Dessen Aussage spricht deutlich als auflehnender Nachhall auf den Krieg mit brutalen Rhythmen, durch stampfende Stechschritte akzentuierte Passagen erzeugen ein geballtes Klangvolumen (Kontrafagott).

Dies alles in einer Gershwin nahen Ansammlung von Revue-, Blues- und Zirkustönen kam nicht nur dem perfekten Jazzbeherrscher Poschner gerade recht als auch dem in diesem Metier ausgebildeten Klaviergiganten Gerstein. Sein Auftreten war von vornehmer Bescheidenheit, die reich bedankt wurde.

Mit welcher Angriffslust auf Verdi Markus Poschner den Abend eröffnete, dazu konnte ihn nur seine Lieblingsouvertüre der Oper „Macht des Schicksals“ angefeuert haben. Ein Vorgeschmack auf die kommende Einstudierung am Spielplan des Musiktheaters — leider nicht unter Poschners Leitung.

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