Rocken mit dem „Linz-Schatzi“

Open Air: Wanda entzückten 6000 Fans auf der Linzer Donaulände

Tu mir weh, oder irgendwer anders tut´s statt dir: Marco Wanda im Linzer Donaupark.
Tu mir weh, oder irgendwer anders tut´s statt dir: Marco Wanda im Linzer Donaupark. © Reinhard Winkler

Marco Wanda zwischendurch alleine mit der akustischen Gitarre, singt „Blowin´ In The Wind“. Fordert das Publikum auf zum Mitsingen. Ist das schön, ist das traurig, schrecklich auch? Bob Dylans Ballade gegen den Krieg aktuell von trauriger Relevanz. Der gute alte Rock´n´Roll, diesfalls Abteilung Folk, hat schon auch was zu sagen.

Es geht auch deftiger, mit Punk-Gestus. Die Nummer „Jurassic Park“ widmet Marco Wanda den „Ladies“ („losst´s eich nix gfoin von die Oa…lecha“), samt Statement zu einer ewig peinlichen Schieflage: Wär´ hoch an der Zeit für gleichen Lohn für Frauen und Männer!

Huch! Da versteht sich einer nicht bloß als Showkasperl, sondern vertritt auch eine Meinung. Aber der Rest war Show, zwei Stunden lang, intensiv. Die Band Wanda, benannt nach der legendären Wiener Zuhälterin Wanda Kuchwalek, gastierte am Samstag auf der Linzer Donaulände.

Eine famos eingespielte Formation, seit zehn Jahren vereint, begleitet von drei Streicherinnen und einem Saxophonisten. Pop ist retro, Pop ist erfrischend. Wanda kokettieren mit dem Schunkel-Schlager (herrlich stets „Meine beiden Schwestern“) und belegen doch das Hauptfach Rock´n´Roll. Lust und Rausch, die E-Gitarre (Manuel Christoph Poppe) jault. Wenn du mich liebst, gib mir Schnaps, Baby!

Zischen und stöhnen

Auftakt mit „Bussi Baby“, verdammt kindisch, macht auch gleich verdammt gute Laune. Das 2014er-Album „Amore“ war ein epochaler Erstling wie einst Falcos „Einzelhaft“, randvoll mit Ohrwürmern. Songs wie „Schick Mir Die Post“ oder das ebenso knallige „Luzia” mit der denkwürdigen Zeile für gelernte Masochisten („Romantiker“): „Tu mir weh, Luzia/ Oder irgendwer anders tut´s statt dir“.

6000 Menschen ließen sich gern vom liebenswert-derben Wanda-Charme einfangen. Marco Wanda, vermutlich schon im Mutterbauch mit brauner Lederjacke, vibriert förmlich, hüpft herum, animiert. Mit Tschik im Maul (ebenfalls seit der Geburt) umgarnt er das „Linz-Schatzi“ variantenreich bis hin zu „Linz, du geile Sau!“ (selbstredend eine Liebkosung im Rock´n´Roll). Der Wanda-Bub hockt sich an den Bühnenrand, sucht Augenkontakt, mischt sich wiederholt in die vorderen Reihen. Am Mikro wechselseitig Sprachexperimente zwischen Zischlauten und Stöhnen. Auf der Bühne zu stehen ist wie Sex? Marco Wanda wäre der Beweis.

„Wenn Ich Zwanzig Bin“ eine melancholische Ode an die Jugend. Alkoholverstärkte Depri, ungesundes Leben hat schon auch seinen Reiz. Sensationell die aktuelle Single „Va Bene“, hymnisch, klingt live noch viel besser. Auch die guten Wanda werden älter, „man wird lächerlicher, man wird verletzlicher“. Aber es muss weitergeh´n!

Schwere Wolken trugen zum sexy Outfit der Donaulände bei. Gegen Ende, ausgerechnet zum Evergreen „Bologna“ (Amore!) begann es zu schütten. Die unsanfte Sperrstund´ passte zu dieser räudigen Band. Wunderbares Popfest, „so schön“. Bussi, Burschen!

Von Christian Pichler

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