Salzburger Festspiele: „Jedermann“ Hochmair in „Mission possible I“

© APA/SF/NEUMAYR/LEO

Philipp Hochmair ist wohl der erste neue Jedermann, der viel einschlägige Erfahrung in der Rolle mitbringt. 2013 entstand seine Solo-Version „Jedermann (reloaded)“, von der er seither etliche neue Fassungen erarbeitet hat. 2018 sprang er am Domplatz für den erkrankten Tobias Moretti ein – ein pures Adrenalin-Bad, wie er später gestand. Seit drei Wochen probt er nun unter der Regie von Robert Carsen eine Neuinszenierung. Es wird ein heutiger „Jedermann“, verriet er der APA.

WOLFGANG HUBER-LANG: Herr Hochmair, als wir im November bei Ihrer Präsentation miteinander sprachen, meinten Sie, das werde nach Ihrem „Jedermann (reloaded)“ und Ihrem Domplatz-Einspringen nun „Mission Impossible III“. Ist das Treatment für „Mission Impossible III“ schon einigermaßen klar? Steht nach drei Probenwochen fest, wohin die Reise geht?

PHILIPP HOCHMAIR: Das Team dieser Mission impossible ist da, und es arbeitet gut zusammen. Das macht diese Mission possible. Wir sind also in einer „Mission possible I“. Und ich freue mich sehr.

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In der letzten „Jedermann“-Inszenierung tauchten Klimaaktivisten auf – und man wusste im ersten Moment nicht: Ist das Inszenierung oder Realität? Wie aktuell wird die neue Produktion?

Ich glaube, dass dieser Jedermann ganz klar als Zeitgenosse erkennbar sein wird. Er wird nicht historisch angelegt sein, sondern heutig. Das kann ich auf jeden Fall schon verraten. Das ist ja auch die Spezialität von Regisseur Robert Carsen: Er kann historische Stoffe perfekt ins Heute ziehen. Hemmungslos. Ich bin ja mit dem Stück recht vertraut und bekomme nun eine ganz neue Lesart geschenkt, mit der ich mich auseinandersetzen und anfreunden darf, die mich bereichert. Das ist ein spannender Vorgang.

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Was bringt Carsen an neuen Sichtweisen ein?

Er kennt das Werk von Hofmannsthal sehr gut. Er ist sehr vertraut mit seinem Werk, denn er hat alle Opern mit dessen Libretti inszeniert. Durch seinen internationalen Blick liest er das Stück auch anders, viel mehr im Kontext zum Gesamtwerk von Hofmannsthal. Das schafft eine sehr große Ernsthaftigkeit und Tiefe. Ich dagegen habe mir herausgenommen, mit einer nicht historischen und sehr persönlichen Sicht draufzuschauen, das Stück mit einer radikaleren Sicht umzukrempeln. Bei Carsen gibt es nun eine gewisse Werktreue, die sehr belebend ist.

Eine nicht historische Sicht bedeutet immer auch eine neue Sicht auf die Männerrolle. Historisch waren das ja meist Lebemänner und Machos, in jüngsten Jahren war eher der Versuch zu sehen, davon wegzurücken – etwa in den Interpretationen von Lars Eidinger und Michael Maertens. In Kenntnis Ihrer „Reloaded“-Interpretation: Gibt es heuer eine Rückkehr des „Jedermann“-Machos auf dem Domplatz?

Das kann ich noch nicht so genau beschreiben, weil dieser Kuchen noch nicht zu Ende gebacken ist. Wir sind jetzt am Anfang und einmal durch das Stück durch. Die Feinheiten müssen sich erst fügen. Auf jeden Fall ist der „Jedermann“ eine moderne Figur. In meiner eigenen Interpretation steht ja eher das Duell mit der Literatur im Vordergrund: Ich performe alte Literatur mit einem heutigen Zugriff. Aber bei Carsen haben wir schon einen psychologischen Zugriff – und diese Psychologie bringt mir eine neue Lesart. Wohin die führt, kann ich noch nicht sagen.

Wie sieht es aus mit der Buhlschaft und der Konstellation mit ihrer Partnerin Deleila Piasko? Lässt sich schon abschätzen, in welche Richtung diese Paarbeziehung gehen wird?

Wir matchen uns gut und vertragen uns gut. Wie sich das Verhältnis lesen lässt, kann ich auch noch nicht beantworten. Da bin ich dann auf die Analyse der Kritik angewiesen. Es ist auf jeden Fall eine ganz frische Herangehensweise, nicht vorbelastet. Es wird ganz neu angesetzt. Das ganze Team ist ziemlich jung.

Zwischendurch reloaden Sie sich noch einmal auf Burg Clam und zeigen am 9. August „Jedermann reloaded with Friends“. Da hin-und herzuspringen zwischen den beiden Interpretationen wird wohl ein ganz besonderer Drahtseilakt?

Hochmair: Ich muss dazusagen: Der Burg Clam-Termin stand schon vor meinem Engagement in Salzburg fest. Umso toller ist jetzt die Wechselwirkung, die da entstehen wird. Dieser Termin ist auf den Tag genau sechs Jahre nach meinem damaligen Einspringen auf dem Domplatz. Ich werde Steffi Reinsperger, die damals meine Buhlschaft war, mitbringen, ich habe Musikerfreunde dabei, die ich toll finde, wie den Nino aus Wien oder Kurt Razelli. Ich freue mich sehr, dass wir da ein Abenteuer wagen – gerade im Kontext mit dem Domplatz ist das ein unbeschreibliches Fest für mich, dass man beides gleichzeitig machen kann.

Von Wolfgang Huber-Lang

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