Schauspielhaus-Quartett setzt auf Poetik des Partikularen

Das neue Schauspielhaus-Quartett hat sein Programm präsentiert © APA/Eva Manhart

Ein echtes Haus braucht ein Dach. So auch das Schauspielhaus Wien, das in der neuen Saison nicht nur ein neues Führungsquartett hat, sondern auch ein neues Logo: Schauspiel^haus. Das neue Branding ist aber selbstredend nicht die einzige Umwälzung an der Mittelbühne, deren künftiges Leitungsteam Marie Bues, Martina Grohmann, Tobias Herzberg und Mazlum Nergiz am Donnerstag seine Debütpläne vorstellte. Als Schlagworte stehen dabei Diversität und Partikulares über dem Spielplan.

Das „Partikulare“ ermögliche, große Entwicklungen und Debatten auf eine spezifische Weise zu erzählen, so Nergiz. „Was macht den Menschen eigentlich aus?“, stehe als Überschrift über dem Ganzen, unterstrich der Theatermacher. Es gehe um eine „Poetik der Details“.

Als dezidiertes Vorbild nennt man den „Kreis“, das Theaterlabor am Haus unter George Tabori in den 80ern. „Viele verschiedene Versuche machen“, gab Herzberg als Orientierung aus: „Das Schauspielhaus ist und bleibt Wiens Haus für zeitgenössische Dramatik.“ Stückaufträge, Uraufführungen, mehr- und anderssprachige Texte sollen auch weiterhin die Bühne dominieren.

Eingeläutet wird der Premierenreigen am 3. November mit Sivan Ben Yishais Liebeserklärung an das Theater „Bühnenbeschimpfung“, der sich das gemeinsam mit dem Wiener Kosmos-Theater produzierte Stück „Die vielen Stimmen meines Bruders“ von Magdalena Schrefel und das Körperexperiment „Wunder“ von Enis Maci anschließen. Es folgen im Laufe der Spielzeit Arbeiten wie das von Nergiz selbst geschriebene „1000 Eyes“ oder „Der Verein“, das Autorendebüt von Schauspieler Steffen Link. Neu ist die Kooperation mit der Privatuniversität MUK, deren Studierende künftig ihre Abschlussarbeit am Haus zeigen. Insgesamt hat man in der ersten Saison vier Uraufführungen und zwei Erstaufführungen für das Schauspielhaus vorgesehen sowie die MUK-Produktion „Im Glashäusl“.

Eine Spitze aus vier gleichberechtigten Personen sei dabei eine echte Chance und Stärke, zeigte sich Bues überzeugt: „Wir glauben, dass so ein hierarchiefreieres Arbeiten möglich ist.“ Neu ist dabei nicht nur der Kreis der Führungspersönlichkeiten, sondern weitgehend auch das Ensemble aus zehn Mitgliedern. Und ebenso erhalten Foyer und die Internetseite einen neuen Anstrich.

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Überdies will man sich auch in der direkten Umgebung im Bezirk Alsergrund verankern und setzt dafür auf das Konzept des Offenen Hauses. So ist bereits im Oktober eine erste „Nachbarschaftskonferenz“ angesetzt. „Das ist ein Bereich, in den wir nicht mit einem vorgefertigten Konzept gehen wollen, das soll in Kooperation entstehen“, so Grohmann. Das Ganze könne bis hin zu eigenen Formaten gehen, die dann mit dem Programm verknüpft würden.

„Es ist ein mutiges Konzept, das an viele Traditionen anknüpft, sie aber weitertreibt“, zollte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) der neuen Viererbande ihren Respekt: „Experiment ist immer auch mit Scheitern verbunden. Die relevante Frage ist nur: Kann man das auf interessante und unterhaltsame Weise tun?“

schauspielhaus.at

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