Schönberg als nächtliches Schattenspiel im virtuellen Raum

Wenn sich da der alte Innovator Arnold Schönberg nicht gefreut hätte! Das Augsburger Staatstheater hat aus Anlass des laufenden Jubiläumsjahres das kurze Bühnenwerk „Erwartung“ des Neutöners in ein Virtual-Reality-Computerspiel verwandelt. Nun feierte das als erste komplette Tradierung einer Oper in ein Computerspiel beworbene Projekt seine Weltpremiere im Wiener Arnold Schönberg Center.

Künftig haben Spielefans (und Opernfreunde) die Möglichkeit, sich den Zugang auf der Gamingplattform Steam für knapp zehn Euro zu kaufen. „Ich halte das für eine ganz wichtige Innovation“, unterstrich Schönberg-Center-Direktorin Ulrike Anton angesichts der Präsentation die Bedeutung im Jahr des 150. Geburtstags des Namensgebers. Perspektivisch will man für die hauseigene Ausstellung auch eine Spielstation fix installieren.

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Beim 1924 uraufgeführten „Erwartung“ handelt es sich um ein Ein-Personen-Stück, in dem Schönberg eine Protagonistin auf der Suche nach dem Geliebten in den nächtlichen Wald schickt, wo sie eine Leiche findet. Als Spieler schlüpft man nun in die Rolle der Frau und streift frei beweglich durch die Traumlogik des Waldes.

Singen muss man als Spieler dabei allerdings nicht – das übernimmt die Sopranistin Sally du Randt, während die Augsburger Philharmoniker die Partitur interpretieren. Dafür wurden alle Instrumente einzeln aufgenommen, um einen möglichst flächendeckenden Raumklang im Spiel zu ermöglichen.

Für die Gestaltung zeichnete Augsburg-Intendant André Bücker mit der seit 2020 am Haus existierenden virtuellen Sparte verantwortlich. „Es ist natürlich ein Spiel, es ist aber auch eine Erfahrung“, machte der Theatermacher Interessierten den Mund wässrig. Schließlich sei ein VR-Game anders als der konkrete Theaterraum unbegrenzt.

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„Alles ist möglich – und das ist für uns Theatermenschen erstmal verwirrend“, unterstrich Bücker: „Wir haben unglaublich viel gelernt in den vergangenen Jahren.“ Doch bei aller technischer Neuerung überwiegen die Parallelen in puncto Timing oder Dramaturgie: „Am Ende ist der Unterschied gar nicht so groß.“

staatstheater-augsburg.de

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