Sie wünschen, wir spielen

David Wagners Improtheater-Reise durch 16 Kulturhauptstadt-Gemeinden

Die Improtheater-Leute bringen Themen, die die Kulturhauptstadt-Gemeinden bewegen, auf die Bühne.
Die Improtheater-Leute bringen Themen, die die Kulturhauptstadt-Gemeinden bewegen, auf die Bühne. © Wagner

Mit seinem Keyboard und einer bewährten Gruppe an Improtheaterspielern macht sich David Wagner demnächst auf ins Salzkammergut, um sein Projekt „Sog´s uns, Soizkammerguat!“ für die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 zu starten.

Ziel sind 16 der insgesamt 23 Gemeinden, die sich für das EU-Projekt zusammengetan haben. Auf der Bühne werden spontan und mit viel Humor und Musik aktuelle Themen aus der Region behandelt. Start ist am 27. Mai in Pettenbach.

Was die Leute beschäftigt

„Wir wollen wissen, was die Bevölkerung gerade beschäftigt“, sagt Wagner im VOLKSBLATT-Gespräch. Erst kürzlich ist ein Postwurf an die Bewohner von Pettenbach gegangen mit der Aufforderung, Themen, die bewegen, zu notieren und die Wünsche im Gemeindepostkasten zu deponieren.

Die werden dann kurz vor der Improshow an die Schauspieler zur theatralen Verarbeitung überreicht, die sie auf die Bühne bringen. Soweit das Procedere, das sich dann in 15 Gemeinden wiederholen wird. Und Wagner hat drei Jingles als Kennmelodie für die Kulturhauptstadt komponiert. Die Besucher können im Internet vorab abstimmen, welche sie zu Beginn und am Schluss der 90-minütigen Vorstellung hören möchten. Auch dazwischen gibt´s Musik: „Von der Opernarie bis zum Popsong, was immer sich das Publikum wünscht.“

Wagner hat das Projekt vor eineinhalb Jahren beim Open Call für das Kulturhauptstadtjahr eingereicht, und es ist angenommen worden. Die Wahl sei bewusst auf kleinere Gemeinden gefallen, Städte wie Gmunden und Ischl stehen nicht am Spielplan. „Die erfahren ohnehin im Kulturhauptstadt intensive Aufmerksamkeit“, so Wagner, der die ausgewählten Orte mehrfach besucht, sich mit den Gemeindevertretern zusammengesetzt hat und in die örtlichen Atmosphären eingetaucht ist.

Vorbereitung gibt es sonst keine, es liegt schließlich in der Natur des Improtheaters, spontan auf Zurufe und hier auch Zuschriften zu reagieren. „Wir sind ja alle schon sehr alte Hasen im Impro-Geschäft“, so Wagner, der selbst seit zwanzig Jahren Spontanität auf der Bühne lebt. Und was ist, wenn nix im Postkasten landet? Auch davor habe ein Improkünstler keine Angst.

Es gibt (fast) keine Tabus

Das Publikum ist jedenfalls eingeladen, mitzumachen, mitzureden, es gibt Gesprächsrunden zwischendurch und keine Tabus. „Freilich soll es nix Unappetitliches kriegen“, betont Wagner.

Er kann sich vorstellen, dass etwa in Scharnstein eine Baustelle mitten im Ort ein Thema sein könnte, das die Menschen beschäftigt, habe diese doch schon dafür gesorgt, dass so manches Geschäft geschlossen worden sei.

Und: „Es darf auch kulturpolitisch werden.“ Schließlich sei eine gewisse Skepsis gegenüber dem Kulturhauptstadt-Projekt zu spüren, dagegen will Wagner mit seinem niederschwelligen Angebot arbeiten. Da passt es auch, dass es schon vor dem Kulturhauptstadtjahr stattfindet, auch „weil man damit auf die Menschen vor Ort und nicht auf internationale Gäste abzielt“. Eingeladen sind alle im Alter von acht bis 108 Jahren, der Eintritt ist frei.

Und dann? „Dann werden die Themen der Menschen dokumentiert und an die Gemeindevertreter übergeben.“ Eine nachhaltige Sache.

Von Melanie Wagenhofer

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