Sonntagsmusik: Drei Perlen der Streichquartettkunst

Das fünfte Konzert der aktuellen und beliebten Reihe „Sonntagsmusik im Salon“ im Linzer Francisco Carolinum bot am Faschingssonntag mit einem ideenreichen Programm eine Art kammermusikalischen Höhenflug, wofür dem Veranstalter und den Ausführenden besondere Anerkennung gebührt.

Motto „Musik der Stille“

Das Münchner Diogenes-Quartett (Stefan Kirpal, Primus; Gundula Kirpal, Violine; Alba Gonzalez i Becerra, Viola; Stephan Ristau, Violoncello) stellte sich mit Bravour und Verve einer musikalischen Herkules-Aufgabe: Nämlich drei Schwergewichte der Streichquartett-Kunst an einem Abend zu meistern, die dem Motto „Musik der Stille“ verbunden waren.

Zu Beginn erklang Beethovens letztes vollendetes Werk überhaupt, das 16. Quartett op. 135 in F-Dur, das er in Taubheit schuf. Es ist nicht nur als virtuoser Endpunkt einer langen Entwicklung zu sehen, sondern öffnet in überraschend freier Form und Gestaltung bereits den Blick in die musikalische Zukunft.

Im Fall des einzigen Streichquartetts von Gabriel Fauré, das in sich steigernden, schwelgenden Figuren dahingleitet, lässt sich Vergleichbares sagen: Der greise und bereits taube Lehrer Maurice Ravels greift hier Gedanken des aufblühenden Impressionismus auf.

Packende Interpretation

Es folgte ein weiterer Höhepunkt des Abends, Bedrich Smetanas Streichquartett Nr. 1 in e-Moll „Aus meinem Leben“. Unabhängig von der Frage, ob dieses Werk plakativ autobiografische Züge trage oder nicht, überzeugten die Münchner mit einer packenden Interpretation und forderten das Publikum heraus, sich vom Thema des Inhalts selbst ein Bild zu machen.

Als dramatischer Gipfel fungierte der 4. Satz mit seinem Resümee der Komposition und einem verstörenden hohen „e“, mit dem der Komponist die Qual seiner fortschreitenden Ertaubung illustrierte. Anhaltend fülliger Beifall wurde mit einer feinen Zugabe belohnt: einem „Andante“ des ganz jungen Franz Schubert.

Von Paul Stepanek

Die mobile Version verlassen