Stille in der Bewegung, Bewegung in der Stille

TANZLIN.Z in der BlackBox: Applausorgie für „Credo“ im Musiktheater

Evi van Wieren
Evi van Wieren © Vincenzo Laera

Nicht mehr in der Netzbühne gefangen — am Freitag feierte das Landestheater nun auch die Öffnung des Tanztheaters in der BlackBox des Musiktheaters: Mit einem sensationellen Beitrag des Ensembles TANZLIN.Z, dem Tanzstück „Credo“ des prominenten Schweizer Protagonisten Urs Dietrich, dessen choreografische Handschrift die Aufführung zu einem Ereignis machte.

Der Titel „Glaube“ verleitet zu assoziativen Überlegungen, ob er nicht aus dem Paulus Korintherbrief „Glaube-Hoffnung-Liebe“ zu deuten wäre. Besonders wichtig und aktuell für die heutige Zeit, gefordert von Stress, Leistungsdruck oder Abwehr von psychischen Krankheiten als Folge der Krise. Man denkt auch an Ödön von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“, zeitlich und inhaltlich eine nicht zufällige Analogie zu Dietrichs Werk, wird auch dessen Titel geringfügig variiert, indem die Liebe als die größte Tugend die Mitte der Dreiheit bildet.

Dietrichs Opus beleuchtet das Thema nicht vom christlichen Standpunkt, sondern von der allgemein spirituellen Seite des Menschen. Obwohl religiöse Anklänge im Bewegungsablauf nicht ganz fehlen, wenn gefaltete Hände zu sehen sind, Solisten aus perfekt sitzenden Posen sich demütig zu Boden werfen oder das Kollektiv im Kreis zu laufen beginnt.

Anschauliche Bilder vom Leben, in dem nicht alles so läuft wie der Mensch will, sondern sich viel bunter abspielt.

… umso bunter die Musik

17 Tänzerinnen und Tänzer lassen ihre Befindlichkeiten durch ihre Körpersprache fühlen und dabei auch Texte hören. Eine großartige Ausschöpfung des Repertoires im klassischen Ausdruckstanz, ausgehend von Grundzügen der Theatralik bis zum Modern Dance in seinen mannigfaltigen Formen.

Choreografisch jenseits vom zeitgenössischen Tanzstil ohne spektakuläre Techniken geführt und ausgestattet von Meister Dietrich unter der künstlerischen Mitarbeit von Susan Barnett. Die Produktion sollte „Bekenntnisse“ heißen und die Ausstattung großzügiger präsentiert werden. Die zwangsgebunden bescheidener gezeigte Fassung rückte jedoch die Bewunderung für die Tanzleistungen vielleicht noch stärker in den Vordergrund.

Die Bühne wirkt kühl und ist leer, die Tänzer in universal schwarz gewandeten Outfits. Umso bunter gemischt, auch mit asiatischen Klängen gewürzt, ist die ausgewählte Begleitmusik aus der Konserve, aus der jene von Arvo Pärt am besten abschneidet. Rhythmisch ohrgefällig der Musikbeitrag des Original Abendland Quintetts, Musik von Luca Canciello und die Drum Freaks hielten es lieber mit penetrant aufdringlicher Lautstärke.

Dietrichs „Credo“ ist vielmehr ein sehr persönliches „intimes Stück“ und vereint nach außen hin Sichtbares mit inneren Bildern, um vom menschlichen Gehalt des Tanzes zu überzeugen. Sein Credo lautet: Stille in der Bewegung, Bewegung in der Stille. Insgesamt eine bereichernde Reise in das Leben des Menschen, die noch lange nachwirken wird.

Von Georgina Szeless

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