Oberösterreich feiert seine Landeshymne mit modernen Interpretationen

Landeshauptmann Thomas Stelzer mit dem originalen Landesgesetzblatt, mit dem der „Hoamatgsang“ am 28. November 1952 offiziell zur oö. Landeshymne erklärt wurde.
Landeshauptmann Thomas Stelzer mit dem originalen Landesgesetzblatt, mit dem der „Hoamatgsang“ am 28. November 1952 offiziell zur oö. Landeshymne erklärt wurde. © Land OÖ/Peter Mayr

Der Fuß muss! Er muss einfach im Takt mitwippen, wenn die jungen Musiker geschmeidig und lässig eine Melodie erklingen lassen. Da kann sogar eine Schulter zu schwingen beginnen, leise mitgesungen werden „… a Hünderl sein Herrn …“.

Was sie spielen? Eine Melodie, die die einen tief in den Gehirnwindungen gespeichert haben, andere im Herzen. Kennen tut sie wohl nahezu jede Oberösterreicherin und jeder Oberösterreicher: die Landeshymne, das von Hans Schnopfhagen vertonte Gedicht „Hoamatgsang“ von Franz Stelzhamer.

Vor 70 Jahren hat der Oö. Landtag einstimmig beschlossen, die erste, zweite und achte Strophe des Liedes zur oberösterreichischen Landeshymne zu erklären. Am Freitagabend wurde die einzige österreichische Landeshymne im Dialekt an der Anton Bruckner Privatuniversität (ABPU) in Linz mit einem Festakt geehrt.

„Die Landeshymne ist ein Symbol für die Identität unseres Landes. Es geht um die Essenz, was unser ‚Hoamatland‘ Oberösterreich in seinem Kern ausmacht und was uns antreibt“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer in seiner Festansprache.

Dass diese Hymne noch immer gut in unsere Zeit passt, zeigten auch die vielfältigen Interpretationen des Liedes durch Lehrende und Studierende der ABPU. Joachim Rathke brachte mit Studierenden eine szenische Interpretation von „Stelzhamer Gedichten und Zitaten“ auf die Bühne, Vizerektorin Julia Purgina sprach mit Erasmus-Studierenden über die Hymnen ihrer Länder und deren Bedeutung. Auch Rektor Martin Rummel griff zum Instrument und erwähnte in seiner Rede, dass die Beschäftigung mit der Landeshymne auch eine Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff mit sich bringe.

Stelzhamer, am 29. November 1802 in Großpiesenham (heutige Gemeinde Pramet) geboren, gilt noch heute als einer der wichtigsten Schriftsteller Oberösterreichs im 19. Jahrhundert. Nach ihm wurden in Österreich 79 Verkehrsflächen benannt, ein Denkmal des Dichters wurde 1908 im Linzer Volksgarten enthüllt — den Ort hat sich Stelzhamer angeblich selbst zu Lebzeiten noch ausgesucht. Auch zwei Schulen in Linz tragen den Namen des Autors.

Für Diskussionen sorgen bis heute antisemitische Schriften Stelzhamers, der am 14. Juli 1874 in Henndorf bei Salzburg starb. Durch die unentschuldbaren antisemitischen Ausfälle des Autors Franz Stelzhamer ist die Landeshymne laut Stelzer ein steter Anstoß, auch die Erinnerung an die Schatten unserer Geschichte lebendig zu halten: „Wir vergessen nichts und niemanden, und werden die Erinnerung wachhalten. Auch das ist Teil unserer Identität.“

„Weiter mutig gestalten und niemanden alleine lassen“

„Gerade angesichts schwieriger Zeiten wollen wir unser ‚Hoamatland‘ weiter mutig gestalten und weiter entwickeln zu einem Land der Möglichkeiten mit Perspektiven für alle. Durch den Umbau zu einem modernen, klimaschonenden Produktionsstandort, der uns Arbeit sichert. Wo wir niemanden alleine lassen mit Sorgen und Bedürfnissen, wo wir Hilfe und Unterstützung bieten. Eine Heimat, in der engagierte und anpackende Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, inspiriert von Kunst und Kultur, gestärkt werden und zusammenhalten“, betonte Stelzer.

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