„The Fall Guy“: Ein Stunt-Bonanza

Der erste Blockbuster der Saison ist eine spektakuläre Liebeserklärung an den Stuntberuf

Ryan Gosling und Emily Blunt © Universal Pictures

Es ist zwar offiziell noch nicht Sommer, aber der erste Blockbuster läuft schon in den Kinos. Die Action-Rom-Com mit Ryan „I’m Just Ken“ Gosling und Emily Blunt unter der Regie von Ex-Stuntman David Leitch („Atomic Blonde“) ist eine unterhaltsame Hommage an die unbesungenen Actionhelden des Filmgeschäfts. Auch mit dabei: ein Einhorn und ein Stunthund, der nur Französisch spricht.

Von Barbie´s Ken zur Lee Majors-Kopie

Im vergangenen Jahr spielte Ryan Gosling den oft verschmähten Strandbeau von Barbie in einem rosaroten Traum von einem Sommerblockbuster. Die neue Rolle des amerikanischen Charmebolzens ist eine Mischung aus dem albernen Ken und dem coolen Stuntfahrer, den er in Nicolas Winding Refns Neo-Noir-Thriller „Drive“ (2011) spielte. Sein Stuntman Colt Seavers (lose angelehnt an Lee Majors kernigen Helden aus der 1980er Kultserie „Ein Colt für alle Fälle“) wird den ganzen Tag erschossen, in die Luft gesprengt und von Dächern geschubst. Als er einmal mehr den eingebildeten Filmstar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) doubelt, ein herrlich egozentrischer Matthew McConaughey-Verschnitt, endet ein waghalsiger Sprung in einem verheerenden Unfall, und Colt scheidet mit einer kaputten Wirbelsäule und einem verletzten Ego aus dem Stuntgeschäft aus.

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Aberwitzige Ansammlung von Action-Beats

Er kehrt Hollywood den Rücken, da wird er eineinhalb Jahre später von einer mörderischen Produzentin (Hannah Waddingham aus der Serie „Ted Lasso“) unfreiwillig in eine Intrige hineingezogen. Die Liebe seine Lebens, seine Ex-Freundin Jody Moreno (sympathisch wie immer: Emily Blunt), dreht gerade ihren ersten großen Action-Blockbuster in Australien, aber ihr Hauptdarsteller Tom Ryder ist von der Bildoberfläche verschwunden. Um den Film und die Karriere seiner Traumfrau zu retten, macht sich Colt also auf die Suche nach ihm, was zu einer aberwitzigen Ansammlung von Action-Beats führt: extravaganten Explosionen, Verfolgungsjagden im Hafen von Sydney und einer Prügelei auf einem Müllwagen während Phil Collins‘ „Against All Odds“ im Hintergrund läuft. Es gibt auch schräge Szenen mit einem Einhorn, einem französischen Stunthund namens Jean-Claude und einen Helikopterkampf, der zum perfekten romantischen Filmkuss führt.

Auch die Romantik kommt nicht zu kurz

Regisseur David Leitch macht seinem ehemaligen Berufsstand wirklich alle Ehre hier. Bevor er Filme wie „John Wick“ (2014), „Atomic Blonde“ (2017) und zuletzt „Bullet Train“ (2022) inszenierte, war er bekanntermaßen Stuntdouble für Brad Pitt, Jean-Claude Van Damme und Matt Damon. Dementsprechend spektakulär sieht die Action aus, ohne dabei die Romanze im Herzen der Geschichte außer Acht zu lassen. Die Chemie zwischen Gosling und Blunt stimmt. Die Action treibt die Lovestory voran und umgekehrt. In einer wirklich lustigen Szene lässt Jody ihren Ex immer und immer wieder in Brand stecken, um ihn dafür zu bestrafen, dass er sie über ein Jahr lang geghostet hat.

Im Abspann sehen wir dann, wie „The Fall Guy“ entstanden ist: Menschen, die nicht Ryan Gosling sind, erleiden gewaltige Stürze, springen auf fahrende Autos, hängen an fliegenden Helikoptern, rammen Boote und tun Dinge, die ziemlich lebensgefährlich sind. „Ich habe fast keinen meiner eigenen Stunts gemacht“, gab Gosling offen bei der Weltpremiere des Films zu.

In einer Szene wird Colt gefragt, ob es Oscars für Leute wie ihn gibt. „Nein“, seufzt er deprimiert. Ryan Goslings eigener Stuntman Logan Holladay hat in einer sensationellen Szene achteinhalb Überschläge mit einem Auto geschafft und damit den Weltrekord gebrochen. Vielleicht ein Grund mehr, der Stuntkunst ihre eigene Kategorie bei den Oscars einzuräumen.

Von Marietta Steinhart

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