The Last Dinner Party mit Pomp als trojanisches Pferd

Theatralik gehört zum Pop der Frauenband aus London © APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/RICH POLK

The Last Dinner Party sind vielleicht die Popband der Stunde, zumindest gibt es um die fünf Frauen und ihr Debüt einen riesen Rummel. „Wir sind ganz gut darin, das auszuhalten“, sagte Bassistin Georgia Davies am Montag im APA-Gespräch. Die Gruppe schloss mit einem Konzert in der Grellen Forelle in Wien eine Clubtour ab. Das nächste Mal wird man The Last Dinner Party auf größeren Bühnen sehen. „Mit Pyrotechnik und Kostümwechsel“, versprachen Davies und Sängerin Abigail Morris.

„Ich werde dann mit Pferd einreiten“, fügte Morris augenzwinkernd hinzu. Das darf als Seitenhieb auf jene verstanden werden, die der Band eine übertriebene Dramatik attestieren. The Last Dinner Party stehen sowohl akustisch als auch visuell für pompöse Theatralik. Pseudokünstlerisch, heißt es da leicht vorschnell. „Arty-farty ist eigentlich kein schlimmes Wort“, betonte die Sängerin. „Leute sprechen theatralischen, besonders schönen und protzigen Dingen oft die Substanz ab. Aber das sind oft die besten Mittel, um ernste Angelegenheiten zu transportieren. Die Aufmachung fungiert wie ein trojanisches Pferd.“

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„Prelude to Ecstasy“ heißt das erste Album der Formation. Vergleiche mit ABBA, Kate Bush, Queen, Florence and the Machine, aber auch Siouxsie and the Banshees wurden z.B. herangezogen, um die Songs darauf zu beschreiben. „Es ist durchaus nervig, wenn man ständig mit irgendwelchen anderen Künstlern verglichen wird“, so Davies, „es gibt doch immer einen Platz für etwas Neues. Selbst wenn man glaubt, schon alles gehört zu haben, ist immer Raum für noch mehr Kreativität vorhanden.“

Man muss nur etwa den letzten Song am Album, „Mirror“, hören, um das Interesse an der Band zu verstehen. Der sehr getragene Stück mit ergreifendem Gesang ist perfekt instrumentiert – von Streichern bis zum Gitarrensolo. Das Stück stehe stellvertretend für ihre Arbeitsweise, sagten die Londonerinnen. „Mirror“ sei schon vor Jahren von Morris ursprünglich als Pianosong komponiert worden. „Dann fügte jede von uns ihren Part hinzu und wir spielten das Lied über eineinhalb Jahre live. Über diesen Zeitraum hat es sich konstant verändert“, so die Bassistin.

„Es war uns sehr wichtig, die Lieder zuerst vor Publikum zu spielen, bevor wir mit ihnen ins Studio gingen“, fügte Morris hinzu. „Wir wollten als richtige Liveband ins Studio gehen. Beim Aufnehmen ging es darum, das Live-Gefühl einzufangen, darauf aufzubauen und etwas hinzuzufügen. Und nicht darum, etwas im Studio zu schaffen und dann zu versuchen, es auch live umzusetzen.“

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Um noch einmal auf den Hype zu sprechen zu kommen: Erwartungshaltungen nach dem großen Erfolg, „Prelude to Ecstasy“ schoss auf Platz eins der UK-Album-Charts, die Tournee war ausverkauft – will man keine erfüllen: „Sobald man für die Galerie spielt, hat man verloren“, sagte Morris. Und in Richtung Kritiker: „Man kann auch nicht jeden zufriedenstellen. Man muss sich nur selbst zufriedenstellen. Wir machen das, was uns fünf gefällt – und wenn es Leute mögen, freut uns das. Und wenn nicht, denken wir nicht zu viel darüber nach.“

Als große Inspiration haben die Frauen in mehreren Interviews David Bowie genannt. „Er ist für alle von uns ein riesen Held“, bekräftigte Davies. „Musikalisch und was seinen Zugang zu Kunst betrifft, weil er ständig neugierig und interessiert war, weil er nie für andere, sondern für sich Musik und Kunst geschaffen hat.“ Kann man von The Last Dinner Party radikale Veränderungen wie bei Bowie erwarten? „Das würde nicht vorsätzlich passieren – so nach dem Motto, wir müssen uns unbedingt neu erfinden. Wenn die nächsten Alben wirklich anders klingen sollten, dann nicht geplant, sondern weil wir fühlen, diesen Weg einschlagen zu müssen.“

(Das Interview führte Wolfgang Hauptmann/APA)

thelastdinnerparty.co.uk

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