Todestag eines Literaturstars

Ingeborg Bachmann starb am 17. Oktober 1973 im Alter von 47 Jahren

Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 als älteste Tochter eines Schuldirektors in Klagenfurt geboren. Sie studierte in Innsbruck und Graz, später in Wien Philosophie, Psychologie, Germanistik und zeitweise auch Staatswissenschaften.

1950 promovierte sie mit einer Arbeit über „Die kritische Aufnahme der Existenzialphilosophie Martin Heideggers“. Zunächst arbeitete die Klagenfurterin als Journalistin, von 1951 bis 1953 war sie beim Sender „Rot-Weiß-Rot“ tätig, wo sie u.a. an der Seite von Peter Weiser und Jörg Mauthe die Texte der beliebten Sendereihe „Die Radiofamilie“ verfasste.

Erste Lyrikerin auf dem Cover des „Spiegel“

Der Durchbruch als Schriftstellerin gelang Ingeborg Bachmann 1952 bei einer Lesung der Autorenvereinigung Gruppe 47 in Niendorf an der Ostsee. Bachmann war 1954 die erste Lyrikerin auf dem Cover des „Spiegel“ und wurde in der Folge zum Literaturstar und zu einer der wesentlichen Exponentinnen feministisch geprägter Literatur.

Mit einer Gedichtwidmung begannen am 24. Juni 1948 nicht nur der 20 Jahre andauernde, oft stürmische und noch öfter von Enttäuschung und Missverständnissen geprägte Briefwechsel und die Beziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan. In den folgenden Jahren lebte Bachmann abwechselnd in München (wo sie 1957/58 als Dramaturgin beim Bayerischen Fernsehen tätig war), Zürich, Berlin und Rom.

In diesen Jahren entstanden etwa die Gedichtbände „Die gestundete Zeit“ (1953) und „Anrufung des Großen Bären“ (1956). 1955 schrieb sie das Hörspiel „Die Zikaden“, der Beginn ihrer Zusammenarbeit mit dem Komponisten Hans Werner Henze. 1959/60 hielt Bachmann als erste Gastdozentin für Poetik an der Universität in Frankfurt am Main eine Vorlesungsreihe zum Thema „Probleme zeitgenössischer Dichtung“.

Ihre Wahlheimat war Mitte der 50er-Jahre Rom, durch ihre zeitweilige Lebensgemeinschaft mit dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch hielt sie sich auch oft in Zürich auf. Der Erzählband „Das dreißigste Jahr“ (1961) markiert die verstärkte Hinwendung der Schriftstellerin zur Prosa. 1961 wurde sie in die Westberliner Akademie der Künste aufgenommen, 1964 erhielt Bachmann den Georg Büchner-Preis der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, 1968 den Großen Österreichischen Staatspreis und 1971 den Anton Wildgans-Preis der Österreichischen Industrie.

In Rom entstanden ihr einziger vollendeter Roman „Malina“ (1971), der Erzählband „Simultan“ (1972) und die Erzählung „Gier“, die allerdings ebenso ein Fragment blieb wie der Roman „Der Fall Franza“ und das „Requiem für Fanny Goldmann“. Der geplante „Todesarten“- Zyklus blieb unvollendet.

Ingeborg Bachmann starb am 17. Oktober 1973 im Alter von 47 Jahren, nachdem sie am 26. September in ihrer Wohnung in der Via Giulia schwere Verbrennungen erlitten hatte. Wegen einer langjährigen starken Medikamentenabhängigkeit, die nicht rechtzeitig erkannt wurde, hatten sich bei der Behandlung Komplikationen eingestellt. Am 25. Oktober wurde sie im engsten Familienkreis auf dem Friedhof Klagenfurt-Annabichl beerdigt. Ihr über 6000 Seiten umfassender Nachlass befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek und ist dort im Literaturarchiv einzusehen. Seit 1977 erinnert der alljährlich in Klagenfurt vergebene Ingeborg-Bachmann-Preis an sie.

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