Unkenrufen zum Trotz: Brucknerhaus feiert am Wochenende mit vollen Sälen

Verpackung Eintrittskarten © KWS

Der neue kaufmännische Geschäftsführer der LIVA, René Esterbauer, ist nicht einmal drei Wochen im Amt und muss, wie berichtet, im ins Wanken geratenen Brucknerhaus schon weit mehr Agenden übernehmen als eigentlich in seiner Funktion vorgesehen.  Repräsentationsaufgaben beim 50-Jahr-Jubiläum am Wochenende stellt sich der ehemalige Motoradrennfahrer sportlich. Absagen für die Feierlichkeiten wegen der Ereignisse der letzten Tage habe es laut Büro von Bürgermeister Klaus Luger bisher kaum gegeben.

208 Zusagen und vier Absagen sind für das Festkonzert am Freitag eingelangt, 288 Zusagen und 3 Absagen für den Samstag, listet eine Aussendung auf, mit der das Büro der Stadtregierung auf einen Artikel der OÖN reagiert, der am Dienstag ohne Angabe von Quellen von „zahlreichen Absagen für den Festakt zum 50er des Brucknerhauses“ berichtet.

Warteliste für Karten

„Von Seiten der Ehrengäste gibt es keine einzige Absage. Bundespräsident Van der Bellen hat bereits im Dezember mitgeteilt, dass er eine Videobotschaft senden wird“, heißt es in der Aussendung des Linzer Bürgermeisters weiter. „Aufgrund dieser Falschmeldung kommt es aktuell sogar zu verstärkten Ticketnachfragen, da offensichtlich einige Kulturinteressierte davon ausgehen, dass zahlreiche Plätze frei geworden wären.“ Alle Tickets sind vergeben, man kann sich nur auf eine Warteliste setzen lassen.

Der künstlerische Leiter der LIVA, Dietmar Kerschbaum, und der kaufmännische Geschäftsführer Rainer Stadler waren am Freitag vom Dienst freigestellt worden. Auslöser für die Turbulenzen war das fragwürdige Gebaren von Kerschbaum, der sich selbst für Auftritte im eigenen Haus engagiert und sich dafür anscheinend hohe Gagen genehmigt hatte. Außerdem hat der Intendant völlig unüblich die Programmplanung an eine Künstleragentur ausgelagert und scheinbar an Projekten wie Lido Sounds oder der Orgelrenovierung, für die er in seiner Funktion verantwortlich war, auch über sein Unternehmen pannArt finanziell mitgeschnitten. All das wird gerade untersucht.

Bruckner Orchester stellt Eröffnung vor 50 Jahren nach

Einer der Hauptakteure bei den Feierlichkeiten ist das Bruckner Orchester unter der Leitung von Markus Poschner. Zu den Turbulenzen im Brucknerhaus will sich dessen künstlerischer Direktor Norbert Trawöger nicht äußern. „Wir spielen am 22. März ein ausverkauftes Konzert und freuen uns darauf – vor allem auch auf das Programm mit den Linzer Sinfonien“, erklärt er im VOLKSBLATT-Gespräch.  Zu hören sind Beethovens Sinfonie Nr. 8, die dieser einst in Linz fertig geschrieben hat und Bruckners Erste, die in Linz uraufgeführt worden ist, weiters die Uraufführung des Werkes „Letters“ des zeitgenössischen Linzer Komponisten Rudolf Jungwirth. „Die Konzerte am Freitag und Samstag sind ein historisches Reenactment, das Bruckner Orchester hat ja vor 50 Jahren auch am Vortag des Festaktes gespielt und tags darauf dann die Philharmoniker.“  Die ebenfalls ausverkauften Wiener Philharmoniker unter Zubin Mehta widmen sich am Samstag freilich ebenfalls Bruckner und zwar dessen Sinfonie Nr. 7. Trawöger gibt sich positiv gestimmt: „Bruckner hat auch so viele Krisen erlebt und überstanden …“

Von Melanie Wagenhofer

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