Vielfältig und viel gefragt: Oö. Schauspielerin Maria Hofstätter wird 60

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Sie ist im Blitzlichtgewitter über den roten Teppich der Filmfestspiele Venedig gegangen, wurde vielfach ausgezeichnet, ist derzeit auf Bildschirmen und Leinwänden überaus präsent und dennoch gänzlich frei von Starallüren: Maria Hofstätter zählt zu den profiliertesten Schauspielerinnen Österreichs. Am Samstag feiert die Oberösterreicherin ihren 60. Geburtstag und bekennt: Nichts ist ihr unangenehmer, als wenn nicht ihre Arbeit, sondern ihre Person gewürdigt werden soll.

Im Film „Des Teufels Bad“ von Veronika Franz und Severin Fiala ist sie gerade als resche Schwiegermutter zu sehen, die der Ehefrau ihres Sohnes das einfache Leben im bäuerlichen Oberösterreich um 1750 nicht gerade einfacher macht. In der TV-Doku „Aufstand im Bordell“ spielte sie kürzlich eine Puffmutter im Wien des 19. Jahrhunderts, in der ORF-Mystery-Thriller-Serie „Schnee“ eine reiche Tiroler Hotelbesitzerin. Im neuen Netflix-Film „Die Liebeskümmerer“ hat sie eine Nebenrolle, und für „A Better Place“, einer Serie für Canal+ und ARD, die im Dezember starten soll, stand sie als Sozialwissenschafterin vor der Kamera. Maria Hofstätter ist viel gefragt und keineswegs auf einen bestimmten Typ festgelegt.

Ihren Einstieg gab die am 30. März 1964 in Linz geborene Autodidaktin, die ihr Geschichte- und Psychologie-Studium gegen Schauspielerei tauschte, im Kabarett. „Ich bin rasch als lustige Volksschauspielerin gesehen worden. Das hätte ich durchaus noch mehr bedienen können“, erzählte sie einmal im APA-Interview. Doch Schubladen-Denken ist ihr ebenso verhasst wie Routine. Deswegen war ihr die Arbeit mit dem Projekttheater, das sie seit 1995 gemeinsam mit Dietmar Nigsch leitet, stets ein ebenso großes Anliegen wie ihre Filmarbeit, wo sie bald zur Charakterschauspielerin reifte.

Sie schrieb Filmgeschichte mit „Hundstage“

Sie arbeitete mit Filmemachern wie Paul Harather bei „Indien“ (1993), Michael Glawogger in „Die Ameisenstraße“ (1995), Harald Sicheritz bei „Hinterholz 8“ (1998), Peter Payer in „Villa Henriette“ (2004) oder Marc Rothemund bei „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (2005). Zu einem von Hofstätter nie aktiv angestrebten Karriere-Booster wurde ihre Zusammenarbeit mit Regisseur Ulrich Seidl. Die Szenen mit ihrer dauerredenden, durchgeknallten Autostopperin Anna in „Hundstage“ (2001) schrieben österreichische Filmgeschichte, ihre streng katholische Krankenschwester Anna Maria in „Paradies: Glaube“ (2012), die missionarisch von Haus zu Haus zieht und eine ebenso masochistische wie lustvolle Beziehung zum angebeteten Jesus unterhält, sorgte für Verstörung und bewiesen: Wenn Maria Hofstätter eine Rolle annimmt, dann lässt sie sich mit Haut und Haar auf sie ein.

Deswegen wurde auch aus ihrem Debüt als TV-Kommissarin in Nikolaus Leytners Landkrimi „Der Tote am Teich“ (2015) keine Lebensaufgabe: „Ich hab bald nicht mehr gewusst, wie ich noch schauen soll, wenn ich was erfahre“, erzählte sie damals und hielt seither weiter an ihrem Motto fest: „Nicht krampfhaft was erfinden, keinen Originalitätszwang aufkommen lassen, ganz normal sein und die Geschichte in aller Ruhe erzählen …“

Kultfigur in „Braunschlag“

Maria Hofstätter, die u.a. mit dem Großer Diagonale Schauspielpreis (2013), dem Österreichischen Filmpreis (2014 und 2022), dem Deutschen Schauspielpreis (2021) und der Romy (2022) ausgezeichnet wurde, arbeitete mit Michael Haneke („Wolfzeit“), Josef Hader („Wilde Maus“) oder Arman T. Riahi („Fuchs im Bau“). Wirklich populär wurde sie aber als Bürgermeistergattin in David Schalkos Kult-Serie „Braunschlag“. Doch viel wichtiger als Popularität sind ihr seriöse Arbeit und interessante Aufgaben. „Meine Devise war immer: Fixkosten gering halten und lieber selber Projekte machen statt auf einen Anruf warten! Das verhindert Ohnmachtsgefühle und Existenzängste“, sagte sie 2015. Die sollten seither eigentlich nachhaltig verflogen sein.

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