Vielfältig Variationen eines besonderen Pianisten

Die Bechstein-Klavierabende bringen in Kooperation mit dem Brucknerhaus international bewährte Pianisten nach Linz, deren Namen man sich gerne merken kann. Am Mittwoch debütierte im gut besuchten Mittleren Saal der 28-jährige italienisch-slowenische Pianist mit russischen Wurzeln Alexander Gadjiev mit einem Programm von besonderer Note, dessen Grundtenor die Variation aus persönlicher Sicht hätte lauten können.

Begonnen hat es zunächst mit einem ausgiebigen Chopin-Block noch aus einem anderen Grund. Gadjiev gewann bei dem renommierten, alle fünf Jahre in Warschau angesetzten Chopin-Wettbewerb 2021 den zweiten Preis, und überzeugte hier spontan. Sein Credo lautet Zurückhaltung und verträgt keinen leeren Tastendonner, zu dem oft angeberisch mit der technischen Leistung aufgetrumpft wird. Gadjiev formte die Nocturnes und Mazurkas richtigerweise zu ruhig-beschaulichen, meditativ versunken zu inhaltsschweren Charakterstücken. Ganz persönlich, kostbar gefasst in Edelsteine, die er bar aller Effekte im harmonischen Gefüge seiner Gefühle zum Leuchten bringt.

So gelingen ihm mit jedem der neun Stücke Spannung fordernde Interpretationen in einem pianistisch brillanten und empfindsamen Stil arabeskenhafter Virtuosität, schimmert da und dort auch eine balladeske Formvariante durch den Satz. Von den großangelegten Scherzi Chopins war die Nummer drei in cis-Moll op. 39 am Schluss der Reihe interessant, steckt in dem Werk doch bereits eine Weiterentwicklung des Sonatensatzmodells für spätere Zeiten.

Nach der Pause tankte Gadjiev, der sonst tiefernste Tastenkünstler, mitreißende Lust an César Francks Prélude fugue et variante op. 18, nicht für Klavier entstanden, aber wohl kenntnisstark für das Instrument bearbeitet von Harold Bauer (1873-1951), um dann in eine andere Welt einzutauchen. Und mitzuatmen bei ihrer bravourös-einfallsreichen Konzeption der brillant dargestellten Beethoven-Eroica-Variationen, bei diesem variantenreich besonders schwierigen Meisterwerk der nicht einfachen Einfachheit eines genialen Themas zu Ehren der dritten Sinfonie des Titanen.

Treu allen Variationen blieb der Pianist auch im Zugabenteil. Nach zwei romantischen Encores: „Und jetzt werde ich einfach improvisieren“, so beschenkte er endlich milde lächelnd das Publikum mit einem voll griffigen Thema aus eigener Hand, total motiviert und von einer Originalität, wie sie von ihm nicht passender hätte ausfallen können.

Von Georgina Szeless

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