Vier Solisten, eine Einheit

Quatuor Ébène
Quatuor Ébène © Petra Moser

Wahrlich hohe Kunst der Spezies „Streichquartett“ konnten die zahlreichen Besucher des Stiftskonzertes am Samstag im Kaisersaal Kremsmünster mit dem französischen Ensemble Quatuor Ébène erleben. Der kurzfristige Ausfall des Standard-Cellisten Raphael Merlin, für den der Ukrainer Aleksey Shadrin einsprang, änderte die besondere klangliche Qualität des Quartetts kaum, verursachte aber eine Programmänderung: Statt der vorgesehenen Bearbeitung von 5 Fugen aus Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ durch Mozart war zu Beginn des Abends eine andere Bearbeitung verschiedener Werke Bachs zu hören: eine „Säkulare Suite“ Richard Dubugnons (Jg. 1968).

Das originelle Werk thematisiert eine Tagesreise durch die Natur und gibt den Musizierenden (Pierre Colombet und Gabriel Le Magadure, Violinen; Marie Chilemme, Viola; Aleksey Shadrin, Cello) Gelegenheit, die Essenz Bach´scher Musik überaus abwechslungs- und variantenreich zu präsentieren. Besonders originell: ein Choral (BWV 274) als Pizzicato-Stück! Krasser Kontrast dazu: György Ligetis 1. Streichquartett „Metamorphoses nocturnes“. Das zwölfsätzige, teilweise attacca gespielte Werk löste durch seine Gegensätze zwischen leidenschaftlichen Ausbrüchen und elegisch ruhigen Phasen sowie raschem Wechsel von Tempi und Dynamik trotz oder wegen greller Dissonanzen Hochspannung aus, die sich beim Publikum in heftigem Beifall entlud.

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Den Abschluss bildete Robert Schumanns 1. Streichquartett in a-Moll op. 41: eine Perle der Romantik, die von den Franzosen ebenfalls äußerst differenziert und klanglich perfekt ausgewogen interpretiert wurde. Seinen Ruf, ein Ensemble besonderer Qualität zu sein, hat „Ébène“ (übersetzt „Ebenholz“) jedenfalls überzeugend eingelöst; an Ebenholz erinnerte im Spiel aber nur das Cello mit seinem dunkel timbrierten, voluminösen Klang. Den ebenso schillernden wie einheitlichen Charakter der höheren Instrumente assoziiert man eher mit dem Funkeln erlesener Edelsteine. Am Ende: mächtiger Beifall mit vielen Bravo-Rufen!

Von Paul Stepanek

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