Volkskunst als Zeichen gegen den Krieg

Ukrainischer Kulturverein TUKA aus Linz zeigt Petrykivka-Malerei

Inna Savchenko inmitten von Petrykivka-Malerei
Inna Savchenko inmitten von Petrykivka-Malerei © TUKA

Die Rose steht für die Liebe, der rote Mohn für Leid und Tod. Pflanzen haben eine Symbolik, die viele Kulturen verbindet. In der Ukraine tauchen sie in einer besonderen Form der Volksmalerei auf, die sich Petrykivka nennt.

Der ukrainische Kulturverein TUKA, gegründet 2018 in Linz, setzt sich für den Erhalt von Kunst und Kultur in der Ukraine in dieser schweren Zeit ein und zeigt in einer Ausstellung von 5. August bis 2. September im Linzer Alten Rathaus die Werke von Petrykivka-Meistern.

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Florale Formen, die sich entwickeln

Petrykivka ist aber viel mehr als das Abbilden von Flora und Fauna. „Es ist eine unglaublich feine Form der Malerei, bei der jeder Einzelne, basierend auf einfachen Prinzipien und typischen Ornamenten, seiner Fantasie freien Lauf lassen kann“, erklärt Inna Savchenko, Obfrau von TUKA, im VOLKSBLATTGespräch. Die Motive haben so auch immer etwas Surreales. Eine dieser Techniken lehrt, dass man eine der wichtigsten Pflanzen der ukrainischen Volkskultur, die rote Kalyna, zu Deutsch roter Schneeball, auf spezielle Art mit den Fingern tupft. Typisch ist auch ein Ornament, das an eine Zwiebel erinnert. Gemalt wird aber nicht nur mit den Fingern, sondern auch mit Pinseln, die zum Teil auf besondere Art hergestellt werden: Petrykivka-Künstler fertigen die Pinsel, Koschachka genannt, mit denen selbst winzigste Ornamente möglich sind, aus ganz feinen Katzenhaaren an. Die Farbpalette ist bunt, lange Zeit verzichtete man auf Schwarz.

Inna Savchenko ist Opernsängerin und lebt seit 2013 in Linz. Sie wurde in Kiew geboren und in Italien ausgebildet. Hierzulande ist sie am Linzer Landestheater ebenso aufgetreten wie an verschiedenen Wiener Häusern. Und Savchenko hat Familie in der Ukraine, um die sie sich sorgt. Der Kulturverein möchte zeigen, dass die „Ukraine sehr reich an Kunst und Kultur ist und sich damit für Zusammenhalt und den Erhalt der Vielfalt einsetzen“, so die Sängerin. Viele Museen in der Ukraine etwa seien schon durch Bombardements zerstört worden. Die Petrykivka-Malerei sei 2013 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt worden und stelle einen „wichtigen internationaler Kunstschatz“ dar.

Benannt ist die Volkskunst nach einer klein Stadt nordwestlich von Dnipro, von der aus sie sich in vielen Regionen der Ukraine verbreitet hat und sehr populär geworden ist. „Es gibt ein Museum und Schulen, an denen man diese Malerei erlernen kann“, so Savchenko. Eine Kunst, die viele Jahrhunderte alt ist und fremde Herrschaften stets überdauert hat. Zuerst wurde sie in den Familien gepflegt und weitergegeben. Damit wurden Wände von Häusern innen und außen, aber auch Möbel, Keramik und Musikinstrumente bemalt. Künstler haben mit Bildern in der Technik eine eigenständige Kunstform daraus gemacht, die schließlich in Museen und Galerien Einzug gehalten hat.

In Linz werden in der Ausstellung mit dem Titel „Petrykivka Malerei. Die Kraft der Kunst für die Ukraine“ neben den Arbeiten von ukrainischen Künstlern in Zusammenarbeit mit dem Verein BSA-ART-OÖ auch moderne Arbeiten heimischer Künstlern präsentiert. Wer Lust hat, sich selbst in Petrykivka-Malerei zu versuchen: Im Rahmen der Schau wird eine Masterclass mit Halyna Nazarenko, einer der bekanntesten Meisterinnen des Genres, angeboten.

Von Melanie Wagenhofer

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