Volkstheater-Direktor Voges verlässt Wien mit „Showdown“

Kay Voges und Lisa Kerlin bitten zum Showdown © APA/EVA MANHART

„Yee-haw“: Volkstheater-Direktor Kay Voges will alles andere als leise abtreten. Bevor er ans Schauspiel Köln wechselt und von Jan Philipp Gloger abgelöst wird, bittet er für die Spielzeit 2024/2025 zum „Showdown“ mit elf Ur- und Erstaufführungen, einem „Showdown vom Showdown“ mit 34 Dernièren und einer anschließenden großen Abschiedsfeier.

Schon jetzt blickt ein entschlossenes Cowgirl den Passanten von der Volkstheater-Fassade entgegen und soll klarmachen: Es wird ernst. „Wir möchten noch einmal alles zeigen, alles geben, alles riskieren“, sagte Voges bei einer Pressekonferenz. Er freue sich auf „radikal leidenschaftliches Theater für Wien“. Und: „Wir lassen es knallen bis zur letzten Patrone.“

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Als erste Patrone fungiert zum Saisonauftakt im September Alexander Kerlins „Bullet time“. Dabei führt Voges selbst Regie und entführt zurück zu den Anfängen des Kinos in Kalifornien vor 150 Jahren. Zudem holt der 51-Jährige unter seiner Regie ein Werk des frischgebackenen Literatur-Nobelpreisträgers Jon Fosse auf die große Bühne: „Der Name“ feiert im Oktober Premiere.

Als österreichische Erstaufführung ist „Liebes Arschloch“ von Virginie Despentes zu sehen, wo Kämpfe um Identität, Deutungshoheit und Machtmissbrauch geführt werden. Helgard Haug von Rimini Protokoll widmet sich mit der Uraufführung von „Ever Given“ den Kipppunkten im Leben. Die US-Band Calexico komponiert für die Aufführung von Tennessee Williams‘ Stück „Camino Real“ neue Songs und gibt diese auch auf der Bühne zum Besten. Geplant sind 13 Vorstellungen mit Option auf weitere. Diese werden geblockt aufgeführt, da es „eine nicht ganz so günstige Angelegenheit“ wäre, die Band für einzelne Aufführungen einfliegen zu lassen, so Voges.

Auch auf österreichisches Schaffen wurde nicht vergessen. So nimmt sich Claudia Bauer nach einer gefeierten Jandl-Inszenierung („humanistää! – eine abschaffung der sparten“) und einem Bachmann-Abend („Malina“) nun Elfriede Jelinek vor („Krankheit oder moderne Frauen“). Luise Voigt liefert mit „Mayröcker (Punkt)“ eine Inszenierung mit Texten von Friederike Mayröcker. Auch mit Arthur Schnitzlers „Fräulein Else“ wartet die Volkstheater-Spielzeit auf, wobei Leonie Böhm ihr Wien-Debüt als Regisseurin feiert. Das Strauß-Jahr 2025 lässt man nicht sang- und klanglos vorüberziehen, entführt doch die letzte Premiere der Spielzeit auf der großen Bühne – „Villa Orlofsky“ – in die hedonistische Welt der Maskerade und des Scheins im zweiten Akt von Johann Strauss‘ „Die Fledermaus“.

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Nicht nur im Theater, auch auf der politischen Bühne stehen mit der Nationalratswahl und den US-Wahlen „Showdowns“ an. Das Volkstheater möchte dazu nicht schweigen und lädt das Publikum zu einer „Ultimativen Feier der Demokratie (bevor’s zu spät ist!)“ im Rahmen von „Drei Tage für Österreich“ ein. Voges wollte noch nicht zu viel verraten, aber sprach von einem „lustvollen, diskursiven Programm“ samt Wahlanalyse und -party am Tag der Nationalratswahl.

Für einen Blick zurück ist beim „Showdown vom Showdown“ ab 14. April 2025 gesorgt. Schließlich werden innerhalb von fünf Wochen 34 Dernièren von Aufführungen aus den letzten Jahren kredenzt. Eine große Abschiedsfeier, „die sich gewaschen hat“, beschließt anschließend Voges Zeit als Volkstheater-Direktor, wobei Details dazu erst später folgen sollen.

In der „Dunkelkammer“ wird u.a. die Kooperation mit der Rechercheplattform „Dossier“ und Calle Fuhr fortgesetzt, wenn im März 2025 eine neue Recherche zur Uraufführung gebracht wird.

Im „Volkstheater in den Bezirken“, das in 15 Spielstätten zu sehen sein wird, gibt es mit „Romeo und Julia“ einen Shakespeare-Klassiker in Kooperation mit dem Bronski- und Grünberg-Theater zu sehen. Mit den Wiener Festwochen kooperiert das Theater wiederum für Tim Etchells „Die Rechnung“, wobei ein Ober und ein Gast sich ausmachen, wer von den beiden eigentlich die Macht hat. Regisseurin Anne Bader bringt mit „Schwarze Schwäne“ eine österreichische Erstaufführung rund um zwei Schwestern und eine pflegebedürftige Mutter in die Bezirke. Für Kinder inszeniert Mechthild Harnischmacher „Pettersson und Findus“. Jede Position widme sich einem Alltagsphänomen, erklärte Lisa Kerlin, Leiterin des Volkstheater in den Bezirken.

Die Auslastung in der Spielzeit 2023/2024 betrug zum Stichtag 30. April 77 Prozent. Damit konnte der kaufmännische Direktor Cay Urbanek über einen Anstieg berichten, betrug die Auslastung 2022/2023 doch 68 Prozent. Insgesamt wurden 113.000 Karten aufgelegt, 82.400 Personen besuchten eine Vorstellung oder Veranstaltung. „Wir sind sehr stolz darauf, was wir in den letzten Jahren geschafft haben“, so Urbanek.

58 Prozent der Karten wurden zum Vollpreis verkauft, 11 Prozent gingen durch Abos weg und 8 Prozent an Unter-27-Jährige. „Wir sind kein Jugendtheater“, stellte Voges klar. Man mache für die gesamte Stadt und ihre Bewohner jeden Alters politisches, gegenwärtiges Theater.

volkstheater.at

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