Volkstheater eröffnet neues Probenzentrum in der Josefstadt

Drei neue Probebühnen unter einem Dach © APA/HANS KLAUS TECHT

„Endlich Volkstheater in der Josefstadt!“ Mit einem augenzwinkernden Plakat lässt das Volkstheater die Passanten in der Tigergasse 13-15 im 8. Wiener Gemeindebezirk wissen, dass hier ab Mai nicht mehr Autos in die ehemalige Werkstatt rollen, sondern Schauspielerinnen und Schauspieler zu ihren Proben schlendern. Das neue Probenzentrum mit drei Bühnen, einer Werkstatt und einem Aufenthaltsraum wird demnächst die beiden ehemaligen Standorte in Margareten und Simmering ablösen.

„Als ich 2019 erstmals ins Volkstheater kam, wurde mir klar, dass es das schönste Theater Österreichs ist“, erinnerte sich Volkstheaterdirektor Kay Voges am Montag bei der Pressebegehung an seine Anfänge. „Und dann habe ich die Proberäume gesehen, und mich hat der Schlag getroffen. Ich habe dann relativ schnell angefangen zu jammern.“ Seine Klagen wurden erhört: Während der Konzeptionsphase zur zeitgemäßen Instandsetzung der beiden alten Räume habe sich die Chance ergeben, die ehemalige VW-Werkstatt in der Josefstadt anzumieten und technisch auf den neusten Stand zu bringen. Mithilfe einer Finanzierungshilfe durch die Stadt Wien und den Bund habe das Projekt – die erste Begehung fand Anfang 2023 statt – innerhalb sehr kurzer Zeit realisiert werden können. Die zuletzt als Probebühne genützte Ex-Spielstätte „Volx“ sowie die Räumlichkeiten in Simmering wurden zurückgegeben und sollen laut Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) künftig der Freien Szene zur Verfügung stehen.

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Auf einer nunmehrigen Gesamtnutzfläche von 1.435 Quadratmetern finden künftig alle Proben zentral an einem Ort statt, wobei bis zu drei Produktionen gleichzeitig geprobt werden können. Während der kleinste Raum knapp 120 Quadratmeter misst und für Proben für Stücke in der Dunkelkammer sowie in den Bezirken genützt werden kann, sind die beiden größeren Räume (150 m2 und 300 m2) für Produktionen auf der Hauptbühne im Volkstheater reserviert, wobei man im größten Raum sogar eine Drehbühne eingebaut hat. Die dort eingestellten Parameter können via Netzwerkverbindung direkt auf das Hauptpult im Volkstheater gesendet werden, wodurch wertvolle Bühnenprobenzeit im Haupthaus eingespart werde. „Die Qualität auf der Bühne wird künftig noch besser sein, weil wir besser proben können“, freute sich Voges. Durch das „Ankerzentrum“ (Kaup-Hasler) werde nun nicht mehr „zersplittert geprobt“, wodurch auch „ein neuer Spirit und eine Zusammengehörigkeit erreicht werden“ (Voges). Im Innenhof laden bereits Tische, Stühle und Pflanzen zum Verweilen ein, der Gemeinschaftsraum ist mit zahlreichen Sitzgelegenheiten und einer Teeküche ausgestattet.

Das Planungsduo (archineers Müller-Hartburg + Schwaighofer ZT GmbH) hat sich für ein „Raum-in-Raum“-System entschieden, wodurch die alten Hallen, die teils über ein Gewölbe verfügen und durch Oberlichte beleuchtet werden, erhalten bleiben konnten. „Dadurch haben wir die unterschiedlichen Räume auch voneinander entkoppelt, wodurch man sehr laut Theater machen kann.“ Durch akustische Optimierung wurden die alten Vorhänge aus dem Volkstheater neu verwendet. Michael Mayerhofer freut sich als Technischer Direktor auch über alles, was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, wie etwa 40 Kilometer an neu verlegten Kabeln für Energie und Bühnentechnik sowie 490 Anschlussstellen, die auch künftigen Technologien gewachsen sein sollen.

Der Mietvertrag läuft vorerst für 15 Jahre, die monatlichen Kosten betragen laut dem kaufmännischen Geschäftsführer Cay Urbanek monatlich etwa 6.000 Euro mehr als in den beiden bisherigen Spielstätten. Die Adaptierung der Räumlichkeiten kostete etwa 1 Mio. Euro, die von Stadt Wien und dem Bund im Rahmen der Jahresförderung bereitgestellt wurden. Kay Voges selbst wird das neue Probenzentrum, das anders als die bisherigen Spielstätten in Gehdistanz zum Haupthaus liegt, allerdings nicht mehr lange genießen können, wechselt er mit der Spielzeit 2025/26 doch ans Schauspiel Köln. Ein gewisser Stolz, was hier in Wien gelungen ist, ist ihm jedenfalls anzumerken. „Wenn ich das in Deutschland jemandem erzähle, dass wir diesen Ort innerhalb eines Jahres gebaut haben, glaubt mir das keiner.“

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volkstheater.at

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