Vom Suchen & Überwinden

Ein Rückblick auf das Heimatfilmfestival in Freistadt

„Neighbours“ erhielt den Publikumspreis und eine besondere Erwähnung der Jury
„Neighbours“ erhielt den Publikumspreis und eine besondere Erwähnung der Jury © DNHF 2022

Als übergreifendes Thema des sich mit 41 Spiel- und Dokumentarfilmen sowie sechs Kurzfilmen präsentierenden 35. Festivals „Der neue Heimatfilm“ in Freistadt, das gestern zu Ende ging, erwies sich die Konzentration auf die Wahrnehmung aus der visuell nachvollziehbaren Perspektive des Unterwegsseins, des Suchens und der Überwindung innerer und äußerer Grenzen, so auch im Rahmen von Krieg, Flucht und Migration.

Mit dem Spielfilmpreis der Stadt Freistadt wurde „Wir könnten genauso gut tot sein“ von Natalia Sinelnikova in einer deutsch-rumänischen Koproduktion ausgezeichnet. Die in diesem „kraftvollen Erstlingswerk“, so die Jury, thematisierten unterschiedlichen Wahrnehmungsweisen von Hausbewohnern und einer selbsternannten Kontrollinstanz verdichten in metaphorischer Weise den Konflikt zwischen persönlichen Lebensentwürfen und der Konfrontation mit „absurden Regeln“. Eine besondere Erwähnung der Jury und den Publikumspreis erhielt der Film „Neighbours“ von Mano Khalil (Kurdistan). In eindrucksvoller Farbnuancierung wird in atmosphärischer Verdichtung der historische innere und äußere Konflikt in den kurdischen Grenzgebieten gezeichnet. Eine besondere Erwähnung gab es auch für „Klondike“ der Ukrainerin Maryna Er Gorbach.

„Klondike“ verweist über lange Total-Einstellungen auf die Gewalt rivalisierender Gruppen im Donbass, unter der letztlich die Frauen die Leidtragenden sind. Den Dokumentarfilmpreis erhielt der tschechisch-slowakische Film „Wie ich Partisanin wurde“ von Vera Lacková, eine persönlich-familiäre Recherche über die Rolle der Roma im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. „Anima – Die Kleider meines Vaters“ von Ulli Decker (D), mit einer lobenden Erwähnung gewürdigt, zeigt einen „außergewöhnlich persönlichen Film über Schuld und Befreiung.“ Die Jugendjury entschied sich für den kanadischen Film „Scarborough“ von Shasha Nakhai, der in konsequenter Perspektivierung aus dem Blick von Kindern unterschiedlicher Kulturen deren Zusammenleben zeigt.

Die Doku von Michele Pennetta (IT) „Il mio corpo“ thematisiert die sich durchdringenden Lebensbedingungen einer sizilianischen Familie und afrikanischer Migranten. Das Migrationsdrama „Europa“ von Haider Rashid (IT) legt den Fokus auf den sich auf der Flucht befindlichen Protagonisten, dessen Bewegungen somit unmittelbar nachvollzogen werden. „Piccolo Corpo“ von Laura Samani wiederum folgt einer Reise um 1900 durch Friaul, um ein Wunder an einem totgeborenen Kind zu erwirken.

„Isole“ von Karine De Villers (BE) und Mario Brenta (IT), der bereits 2002 mit einer Werkschau in Freistadt anwesend war, spiegelt die menschliche Existenz über während der Corona-Zeit entstandene Filmfragmente aus der ganzen Welt. „Unter kalten Sternen“ von Stefano Giacomuzzi (IT) führt in friulanischer Sprache auf eine Reise durch Zeit und Raum in die unberührte Bergwelt. „In between Dying“ von Hilal Baydarov (Aserbaidschan) verweist in raumdurchdringenden poetischen Bildtafeln auf Seelenlandschaften an den Grenzen zwischen Leben und Tod.

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Von Michael Aichmayr

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