Von der „Aktionshose“ bis zum „Tapp und Tastkino“, von der „Mappe der Hundigkeit“ bis zu den „Körperkonfigurationen“: VALIE EXPORTs Werk ist reich an ikonografischen Arbeiten, die sich nun in geballter Form in der ihr gewidmeten Retrospektive in der Albertina entladen. Direktor Klaus Albrecht Schröder lädt bis 1. Oktober zur „denkenden Betrachtung“ des Lebenswerks der 83-jährigen gebürtigen Linzerin ein.
163 Arbeiten hat Kurator Walter Moser zusammengetragen, die in intimen und doch weiten Räumen zur Geltung gebracht werden. Mit ihren „Körperkonfigurationen“ in denen sie sich selbst in der Wiener Innenstadt in Beziehung zur (Nachkrieg s-)Architektur setzte, ermunterte VALIE EXPORT einst die Gesellschaft zum Vordringen in den öffentlichen Raum. Auch die Thematisierung von Schmerz, etwa im Zuge des tätowierten Strumpfbandes in der „Body Sign Action“ 1970, gehörte damals fest zu ihrer Auseinandersetzung mit der Rolle des weiblichen Körpers in der Gesellschaft. Mit dem „Tapp und Tastkino“ — jener Aktion aus dem Jahr 1968, in der sie sich eine Box als „Kinosaal“ um ihren nackten Oberkörper schnallte und nur zwei Hände die Besucher waren, thematisierte sie den geschützten voyeuristischen Blick auf den Körper der Frau im abgedunkelten Kinosaal.
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Neben den bekannten Highlights zeigt die Ausstellung aber auch weniger bekannte Werke wie die Konzeptfotos der „Leiter“-Reihe, in der EXPORT die Darstellung der Fotografie als nicht der Realität entsprechend enthüllte, indem sie Aufnahmen aus unterschiedlichen Kamerawinkeln montierte. Aus 1976 stammen die „Nachstellungen“, in der sie ein Modell weiblich konnotierte Posen aus klassischen Gemälden nachstellen ließ.
Auch einige raumgreifende Installationen finden sich, so etwa in einem verspiegelten Nebenraum, wo auf 25 ins Hochformat gekippten Bildschirmen hochfahrende und niedersausende Nähmaschinennadeln zu sehen sind, die sich bis ins Unendliche spiegeln. In „Die un-endliche/-ähnliche Melodie der Stränge“ (1998) verweist EXPORT auf die „sinnentleerte Massenproduktion der globalisierten Wirtschaft“, wie es im Wandtext heißt.
Die jüngste Arbeit versteckt sich hinter einer Spiegelwand. Sie stammt aus 2008. In „I turn over the pictures of my voice in my head“ setzt EXPORT mit verstörender Deutlichkeit den körperlichen Vorgang beim Sprechen durch die Aufnahme ihrer Stimmritze in Szene. Im Inhalt bleibt sie sich und ihrem Werk darin treu. Im Begleittext heißt es: „Die mit hörbarer Anstrengung vollzogene Artikulation steht für die Schwierigkeit, sich als Frau innerhalb einer patriarchalen Gesellschaft öffentlich Gehör zu verschaffen.“ So schließt sich im Werk der Kreis.