Von Lebensrettern und der Trapp-Familie

Die Salzkammergut Festwochen Gmunden bringen sich mit mehreren Projekten in die Kulturhauptstadt ein

Am 27. April liest der gebürtige Traunkirchner Fritz Karl aus Briefen, die aus dem und ins Salzkammergut geschickt worden sind.
Am 27. April liest der gebürtige Traunkirchner Fritz Karl aus Briefen, die aus dem und ins Salzkammergut geschickt worden sind. © Falke

Das Kulturhauptstadtjahr 2024 ist im Salzkammergut in vollem Gange. Gmunden ist eine der teilnehmenden Gemeinden und trägt auch mit den Salzkammergut Festwochen zum Programm bei.

Aus Kästen und Truhen, Kellern und Dachböden

Seit fast zwei Jahren wird das Projekt „Briefgeheimnisse Interaktiv“ vorbereitet, wie Karin Bergmann, leitend verantwortlich für die Sparte Schauspiel bei den Festwochen, im Gespräch erzählt. „Ich habe die Menschen in der Region eingeladen, zu Hause in ihren Kästen und Truhen, auf Dachböden und im Keller nachzuschauen, was es noch an Briefen und Postkarten aus den letzten 100 Jahren gibt.“

Und der Zuspruch war groß, wie Bergmann berichtet: „Wir haben fast 1000 Schriftstücke bekommen. Etwa einen Brief aus 1919, da bedankt sich eine Mutter bei dem Lebensretter ihres Sohnes. Der Sohn ist nämlich im vereisten Traunsee eingebrochen. Damit fängt unsere Sammlung an.“

Gelesen wird aus diesen Zeitzeugnissen — ergänzt mit der Korrespondenz von Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern, die im Salzkammergut zu Gast waren — an zwei Terminen, die erste Lesung mit Fritz Karl, Nicole Beutler und Marie Luise Stockinger findet am 27. April im Stadttheater Gmunden statt, die zweite am 19. Oktober.

„Diese Briefe sind teilweise unglaublich berührend. Wir haben etwa Briefe von ganz jungen Frauen, 16, 17 Jahre alt, Rot-Kreuz-Helferinnen, die im Ersten Weltkrieg in Lazaretten gearbeitet haben. Wir haben Briefe der Trapp-Familie, wir können wirklich eine tolle Geschichte des Salzkammerguts erzählen“, lädt Bergmann zu dieser außergewöhnlichen Zeitreise ein.

Ein junges Bild des Salzkammerguts entsteht

Ihr ganz individuelles Bild des Salzkammerguts lassen bei dem Projekt „Heimat-Welt“ sechs junge Schriftsteller entstehen. „Diese zeitgenössischen Autorinnen und Autoren schreiben über Themen, die mit dem Salzkammergut verbunden sind, und sie lassen ihre Gedanken, ihre Erlebnisse der Zeit, die sie hier vor Ort verbringen, einfließen“, so Bergmann.

Mit dieser in Kooperation mit der Kulturhauptstadt entstandenen Idee hoffe man, vor allen junge Leute anzusprechen, die „von Schriftstellerinnen und Schriftstellern ihrer Generation einen Blick auf ihre Heimat bekommen“. In Residenzen erarbeiten Thomas Köck, vielfach ausgezeichneter Autor aus Oberösterreich, Lisa Wentz aus Tirol und Thomas Perle, rumänisch-deutscher Autor (beide für ihre Werke mit dem österreichischen Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet), die aus dem Senegal stammende Ada Diagne, Natalia Voroshbyt aus der Ukraine und der in Buenos Aires geborene Guido Wertheimer zu Themen der Orte szenische Entwürfe. Am 27. und 28. September werden die Ergebnisse bei freiem Eintritt im Stadttheater Gmunden gezeigt.

Auch die Idee von Franz Welser-Möst, die Hausmusik Roas, wurde weiterentwickelt, das komplette Programm findet sich auf www.festwochen-gmunden.at. Einblicke in das Leben von Musikern wie Paul Wittgenstein (16. Juni) und „Geburtstagskind“Arnold Schönberg (4. Oktober) eröffnen heuer Kulturhauptstadt-Salons.

Alte Traditionen ins Heute holen

„Die Kulturhauptstadt schafft es wunderbar, die alten Traditionen, das, was seit langem festgeschrieben ist, ins Heute zu holen und die Menschen damit zu faszinieren“, zeigt sich die ehemalige Burgtheater-Direktorin von der Idee der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut überzeugt. „Ich glaube, was bleiben wird – das habe ich mir gedacht, wie ich den Chor der 1000 gesehen habe –, sind nicht nur Erinnerungen, sondern auch ein neues Bewusstsein und ein Stolz auf die Region und was sie zu erzählen hat.“

Von Mariella Moshammer

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