Von Reichshörnchen und anderen schrägen Gustostückerln

Schauspieler-Duo Rubey & Schwarz serviert umjubeltes Kabarett in Linz

schwarz_rubey_restaurant_2.jpg

Wenn zwei erfolgsverwöhnte Publikumslieblinge wie Manuel Rubey und Simon Schwarz in der Provinz ein Nobelrestaurant eröffnen und damit kläglich scheitern, ist das nicht wirklich lustig, aber schwarzer Humor vom Feinsten. So verwandelt das Duo in seinem ersten gemeinsamen Kabarettprogramm das ausverkaufte Linzer Musiktheater in einen zwielichtigen Gourmettempel und begibt sich auf eine kulinarische Reise frei nach dem Motto „Great Reset am Tablett“.

Die hochverschuldete Bruchbude ist nicht nur eine Ruine, sondern letztlich auch ruinös für deren Betreiber. Selbst wenn erlesene imaginäre Gäste wie Oscar-Schauspieler Christoph Waltz hier dinieren beim 5-Gänge-Menü, gewürzt mit LSD-artigem Aztekensalbei und dazu zweideutigen Bruderwein trinken. Die Freundschaft ist bedroht als Waltz Schwarz offenbart, dass dieser eigentlich die Hauptrolle in Quentin Tarantinos Hollywood-Film „Inglourious Basterds“ übernehmen hätte sollen, Rubey das aber eigennützig verhindert hat.

Die einzige Küchenhilfe Angela, spontan auserwählt aus dem Linzer Publikum, entpuppt sich schließlich als Klimakleberin, die gegen ihr eigenes Auto demonstriert. Dann brennt das Sterne-Lokal ab und eine männergeile Polizei-Inspektorin ermittelt als grantige Lokalmatadorin gegen Rubey und Schwarz wegen Brandstiftung. Letzterem erscheinen als Spätfolgen der Drogen die putzigen Eichhörnchen im Wald mit Jörg Haiders Kärntner Dialekt und mutieren mit Hitlergruß zu Reichshörnchen, die künftig ausschließlich Andreas Gabaliers Hitsong „Hulapalu“ im Podcast der zwei Schauspieler hören wollen.

Das Programm gerät so zum einfallsreichen, schrägen Stück im Stück, bei dem Manuel Rubey den sensiblen Zweifler spielt und Simon Schwarz den unberechenbaren ADHS-Patienten, den eine spontane Analthrombose plagt. Ein Sketch reiht sich schlagartig an den nächsten, wie früher in Bronner und Qualtinger-Kabarettprogrammen, richtig rund wird die Sache dadurch aber auf der finsteren, in viel Nebel getauchten Bühne nicht. Das Duo will unterhalten und weniger politisieren, das aber mit überschwenglicher Spielfreude.

Auf mehreren Ebenen, die sprunghaft wechseln, wird die Handlung von „Das Restaurant“ vorangetrieben, anspielungsreich wird immer wieder die eigene Rolle als Schauspieler aufgegriffen. Als Zuschauer glaubt man sich letztlich in einer schrillen Mischung aus dem Film „Hinterholz 8“ und den TV-Serien „Eberhoferkrimi“ und „Braunschlag“ wieder zu finden, in denen die Hauptdarsteller ihr wirres, innerstes Seelenleben nach außen kehren.

Ob autobiografisch oder gut erfunden, sei dahin gestellt. Und so kann nicht wirklich viel schiefgehen, wenn sich zwei befreundete Schauspieler, als absolute Publikumslieblinge zu diesem skurrilen Bühnenabend zusammentun, etwas Neues ausprobieren und dafür vom Linzer Publikum wie zwei Weltstars mit tosendem Applaus gefeiert werden.

Von Barbara Duftschmied

Das könnte Sie auch interessieren