Zu einer vielgestaltigen Matinee unter dem Titel „Vorwiegend Frenzel“ lud der LMS Kulturkreis der Stadt Ried am Sonntag in den Salesianersaal der Landesmusikschule. Für die hinreißende Interpretation von Werken F. X. Frenzels und Franz Schuberts sorgte Frenzels Hofkapelle, die sich diesmal aus Nora Geroldinger (Mezzosopran), Jonathan Drißner und Marianne Bruckner (Violoncelli), Johannes Wilhelm (Klavier) und Edi Geroldinger (Horn) zusammensetzte. Letzterer fungierte überdies als launiger Moderator, der das Publikum im vollbesetzten Saal mit viel Einfühlungsvermögen und Witz in die bunte Welt des Franz Xaver Frenzel einführte.
Friedemann Katt und sein Alter Ego
Der österreichische Komponist Friedemann Katt hatte Mitte der 70er Jahre einen Barockkomponisten des Namens Frenzel in den Archiven des Stiftes Heiligenkreuz entdeckt und etliche Werke dieses Phänomens ob ihres zukunftsweisenden Inhalts ediert. Mit der Zeit etablierte sich Frenzel als mit seinem Entdecker eng verbundenes Alter Ego, das sich dem Mainstream-Diktat der aktuellen zeitgenössischen Musik keineswegs fügt und – anders als sein Partner – jede zeit-ungebundene Freiheit des Komponierens lustvoll ausleben kann.
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Entzückendes für Kinder und ein jugendfrischer Mezzosopran
Die Matinee begann mit entzückenden Stücken für Kinder: „Präludium“ und „Wo ist die Champagnerflasche?“ aus „11 kleine Stücke für Cello und Klavier“ sowie „Music for kids“. In den Liedern „Ich hab´ im Traum geweinet“ (H. Heine) und „Lieben, Hassen, Hoffen“ (H. v. Hofmannsthal) beeindruckte Nora Geroldinger mit ihrem jugendfrischen Mezzosopran, dezent begleitet von Johannes Wilhelm. Ein dem japanischen Kaiserhaus gewidmetes „Wiegenlied“ erklang in der Neufassung für 2 Celli und Klavier thematisch überzeugend, aber zur Freude der Zuhörer nicht einschläfernd.
Da Frenzels Skizzen zu einem Trio für Mezzosopran, Cello und Klavier nicht auffindbar waren, sprang in diesem Fall Franz Schubert mit „Auf dem Strom“ ein und brachte das Publikum in den Genuss eines selten zu hörenden Opus.
Ausflüge durch die Musikgeschichte
Der Vormittag schloss mit Frenzels Sonate für 2 Violoncelli und Klavier, die sich als Höhepunkt des Konzerts erwies: Durchaus auf barocken Strukturen mit kontrapunktischen Extras basierend, unternimmt die Komposition erfrischende Ausflüge durch die Musikgeschichte, um des Öfteren swingend beim Jazz zu landen. Dies aber unaufdringlich, spielerisch und mit Noblesse aller Beteiligten. Nicht nur dieser Hörgenuss mag bei manchen die Erinnerung an ein berühmtes Zitat geweckt haben: „Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt“ …
Fülliger Schlussapplaus für Frenzels Inkarnation Friedemann Katt und alle Mitwirkenden!
Von Paul Stepanek