Was hat dich bloß so ruiniert?

„Eine posthumane Geschichte“ ab Freitag in den Linzer Kammerspielen

Nach Homo sapiens der elek-tronisch durchwirkte Mensch?
Nach Homo sapiens der elek-tronisch durchwirkte Mensch? © Herwig Prammer

Ein Irrtum zieht sich durch die Menschheitsgeschichte, wonach der Mensch die Krone der Schöpfung sei. Und siehe da: Kaum ist das Anthropozän ausgerufen – nicht mehr Naturgewalten formen den Erdball, sondern der Mensch —, ist das Zeitalter im 21. Jahrhundert auch schon wieder zu Ende. Hoffentlich.

„Eine posthumane Geschichte“ des in Hongkong gebürtigen Autors Pat To Yan ist Auftakt einer Trilogie, die um das Menschsein in der Zukunft kreist. Märchenhaft die Handlung, voll mit Bildern aus budhistisch-chinesischer Gedankenwelt, die sich dem hiesigen Westler nicht immer gleich erschließt.

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Dieses Bild zentral, in unbestimmter Zukunft kommt ein Kind ohne Hinterteil zur Welt (eine sprichwörtliche Strafe für übles Karma). Das Kind bekommt einen elektronischen, einen Cyberpo, damit es überleben kann. Dank der Prothese hat das Kind überragende Fähigkeiten, aber es altert rasant. Der Vater des Kindes, Frank, sucht nach der Herkunft der Technologie. Eine „Heldenreise“, hieße das im Westen. Kann Frank sein Kind retten?

Regisseurin Sara Ostertag, die heuer bereits mit „Geierwally“ am Linzer Landestheater einen geradezu „klassischen“ Stoff bearbeitet hat, wagt mit „Eine posthumane Geschichte“ einen Drahtseilakt. Wie verstehen „wir“ fernöstliche Bilder, wie viel lässt sich mit eigener Fantasie gestalten? Die Metapher des fehlenden Hinterns sei etwa im Lichte der chinesischen Medizin zu verstehen: Der Fluss durch den Körper gestoppt, vieles — Informationen! — dringt ein und kann nicht mehr raus. Die Folge sind Verstopfung, ja Vergiftung. Der Ausweg des Autors, quasi „posthumane“ Pointe: nicht der Mensch zu Ende, aber seine einseitige Macht. Mensch, Tier (und Maschine!) gleichberechtigt.

Man sollte gespannt sein. Auf unsere Zukunft und das Stück. Premiere und Österreichische Erstaufführung ist am Freitag (19.30 Uhr), in den Linzer Kammerspielen. Es spielen u. a. Klaus Müller-Beck, Eva-Maria Aichner, Benedikt Steiner.

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