Was von Linz09 geblieben ist

Imagewandel gelungen, Höhenrausch war ein Vorzeigeprojekt

Zum Bedauern vieler nicht mehr „in Betrieb“: der Höhenrausch
Zum Bedauern vieler nicht mehr „in Betrieb“: der Höhenrausch © APa/rubra

1985 vergab die EU erstmals den Titel Europäische Kulturhauptstadt, damals an Athen. Ausgangsidee war, Einblicke in das kulturelle Leben zu geben, um die EU-Länder einander näher zu bringen.

Seit 1999 erhalten mehrere Städte oder Regionen pro Jahr diese Auszeichnung. Inzwischen hat auch die Nachhaltigkeit mit Blick auf die Entwicklung des Austragungsorts an Bedeutung gewonnen. Die Frage nach dem „Was bleibt“ stellt(e) sich in Graz 2003, in Linz 2009 und nun 2024 im Salzkammergut.

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Stadt mit Zeitkultur

In Graz, Österreichs erster „Europäischen Kulturhauptstadt“ mit einem Budget von 56 Mio. Euro, sind vor allem Vorzeige-Bauten wie das Kunsthaus oder die Helmut-List-Halle geblieben. Linz09 — mit einem Budget von gut 60 Mio. Euro — wiederum bewirkte ein Umdenken in den Köpfen. Der angestrebte Imagewechsel von der Industriestadt zu einer Stadt mit Zeitkultur gelang einigermaßen. Linz mauserte sich zwischen den Kulturhochburgen Wien und Salzburg als Stadt der Moderne, die man durch kulturelle Impulse lebenswerter und interessanter machte.

Die Aussicht, Kulturhauptstadt zu werden, befeuerte in Linz einige Großprojekte, die zwar vermutlich ohnehin verwirklicht worden wären, aber möglicherweise erst viel später. Das stark vergrößerte, mit dem neuen Deep Space und Leuchtfassade aufgewertete AEC wurde pünktlich zum Start des Kulturhauptstadtjahres wiedereröffnet.

Auch der nach 200 Jahren wiederaufgebaute Südflügel des Linzer Schlosses, der diesem ein zeitgemäßeres Äußeres und der Sammlung des Landesmuseums mehr Platz gab, wurde noch 2009 fertig. Der Zuschlag als Kulturhauptstadt brachte Tempo in eine über vier Dekaden geführte Debatte um ein neues Musiktheater, das 2013 den Betrieb aufnahm. Es entstanden aber auch neue Formate, die 2009 überlebten: Der „Höhenrausch“ war bis 2021 ein Besuchermagnet. Linz09 lieferte auch Anstöße, sich etwa mit der Schau „Kulturhauptstadt des Führers“ mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Natürlich wurden 2009 auch Dinge angestoßen, die auf den ersten Blick nicht ins Rollen kamen, deren Grundidee aber dann doch weiterlebte. So musste etwa die Veranstaltungshalle im Hafen rasch wieder weichen, der Hafen wurde aber seither städtebaulich aufgewertet.

Nachdem die Kulturhauptstadt bereits den Donauhafen als Konzertlocation genutzt hatte, etablierten sich in den Folgejahren rund um die Donau weitere Kulturevents: Das Ahoi-Pop!-Sommer-Open-Air fand an der Donaulände seinen Platz, im Vorjahr mutierte es zum Lido-Sounds-Festival am gegenüberliegenden Ufer. 2011 wurden die Bubble Days ins Leben gerufen und mit Mural Harbor entstand Europas größte Graffiti- und Muralismo-Galerie. Vom Pech verfolgt war das Linz09-Projekt „Linzer Auge“, eine Aussichtsplattform in der Donau. Hochwasser und technische Pannen sorgten dafür, dass sich die als „neues Wahrzeichen“ angepriesene Installation nie drehte.

Schub für Salzkammergut

Auch im Salzkammergut könnte der Zuschlag als Kulturhauptstadt bei einigen teils stockenden Projekten Anschub geleistet haben, auch wenn kaum etwas rechtzeitig fertig wird: Derzeit wird das Stadttheater in Gmunden bei laufendem Betrieb saniert. Das heruntergekommene Lehártheater in Bad Ischl kann zwar 2024 nur provisorisch bespielt werden, immerhin dürfte die Renovierung aber danach losgehen. Auch die Lehárvilla wird saniert und für das Alte Sudhaus in Bad Ischl, das 2024 mit einer großen Schau bespielt wird, gibt es Pläne, es künftig als Stadtbibliothek oder Offenes Kulturhaus zu nutzen. Die Nutzung von Leerständen ist ein großes Anliegen, was bleibt, ist abzuwarten.

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