Weltmusik boarisch, zwiefach und gstampft

Brucknerhaus: „Alpen und Glühen“ mit Thomas Gansch und Herbert Pixner

Herbert Pixner und Thomas Gansch (beide Jg. 1975) trafen am Freitag mit „Alpen und Glühen“ auf ein enthusiasmiertes Publikum im bummvollen Brucknerhaus. In ihrer Gesellschaft weitere sechs musikalische Hochkaräter: Manu Delago (Schlagwerk), Lukas Kranzelbinder (Kontrabass), Bernie Mallinger (Violine), Igmar Jenner (Violine), Cynthia Liao (Viola), Sophie Abraham (Cello).

Pixner elegant in Anzug und Mascherl als optischer Widerpart des hemdsärmeligen Gansch. Sobald sich aber ihre Trompeten in fast erotischer Intimität vereinen, ist klar, dass hier zwei gleichgesinnte Freigeister ein fantastisches Spiel treiben.

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Zum Vorglühen gleitet Pixners „Lost Elysion“ von einwendiger Volksmusik in die Moderne, die Instrumentalisten zaubern lichte Töne, klassische Ästhetik wechselt nach Lateinamerika, zu Blues und Jazz und immer wieder jubelt die Trompete in heiterer Leichtigkeit, die selbst aberwitzige Virtuosität wie Kinderspiel aussehen lässt.

Wenn es an die Gstampften, Zwiefachen und Boarischen geht, gibt Pixner mit Klarinette und Knopfharmonika Gas. Das Orchester leistet klassischen Widerstand. Der Schlagwerker agiert kalmierend, haut aber auch mal drein. Wilde Sprünge landen in einwendigen Harmonien, plötzlich tänzelt ein Pizzicato, die Trompete sprüht Funken, der Zwiefache explodiert, die Instrumente schlagen wilde Kapriolen. Ruhige Songs, Kompositionen der Orchestermitglieder, verweisen auf die musikalische Weltoffenheit und Experimentierfreude der Formation.

Musik entsteht auch, wenn die glühenden Älpler ihre Instrumente schaben, streicheln, tappen. Wenn sie durcheinander pfeifen, trillern, zwitschern, wähnt man sich im Wald. Gebündelt entsteht explosive Musik, die ihre Wurzeln bis in den Orient streckt. Wie nahe Alpenländisches, Klassik, Jazz und Weltmusik beieinanderliegen, diskutieren Gansch und Pixner instrumental. Klänge und Rhythmen fügen sich in einen Flow, der auch das Publikum mitreißt.

Jede Komposition erzählt eine Geschichte. Sei es beim „L´Amour-Hatscher“, dem orientalischen „Taxim“ oder einem dreistimmig gesungenen Jodler, einen Hauch dissonant, gerade so, dass die anderen Instrumente herzhaft drüber lachen können.

Was für ein Abend! Wo sonst das Publikum zum Applaus zögerlich aufsteht, springen spontan über tausend Menschen jubelnd hoch.

Eva Hammer

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