Wenn der Vampir nach dem Impfstatus fragt

nextcomic-Festival startet am Freitag wieder fast „normal“ in Linz, Traun und Steyr

In der Galerie der Kunstschaffenden ist bereits die bis 30. März laufende Schau „The Invisible“ — mit u.a „Another one fights the dust“ von Christian Öhlinger — zu sehen.
In der Galerie der Kunstschaffenden ist bereits die bis 30. März laufende Schau „The Invisible“ — mit u.a „Another one fights the dust“ von Christian Öhlinger — zu sehen. © Öhlinger

„sichtbar – nicht sichtbar – unsichtbar“ lautet das Motto der diesjährigen Ausgabe des nextcomic-Festivals und nach zwei schwierigen Jahren kann es 2022 wieder – fast – normal stattfinden.

Nicht das Motto, sondern die schnöden Finanzen sind schuld daran, dass das Festival ohne das sichtbarste aller Zeichen auskommen muss: die immer kreative und immer besonders anziehende Gestaltung des Glasfassade des U-Hofes.

Auch Nicht-Comic-Fans haben liebend die beeindruckenden Kunstwerke am OK-Platz bestaunt.

Fast grenzenlose Vielfalt

Aber auch ohne die Fassade haben es die Macher – der Direktor des Karikaturmuseums Krems, Gottfried Gusenbauer, und Kuratorin Katharina Acht – geschafft, ein spannendes Festival zu gestalten, das der nahezu grenzenlosen Vielfalt des Genres Comic gerecht wird. Vertreten sind Größen der Szene, aber auch Newcomer und local heroes, insgesamt gibt es 32 Ausstellungen von über 100 Künstlern. Startpunkt ist die Eröffnung am Freitag.

Den perfekten Überblick über das Festival, das neben Linz als Hauptaustragungsort auch in Steyr und Traun bis 19. März stattfindet, gibt es im 2. Stock des OÖ Kulturquartiers. In der Galerie der Stadt Traun zeigt etwa David Füleki die Entstehung seines Mangas „Demon Mind Game“.

In eine surreale Welt entführt die Linzer Illustratorin Lisa Arnberger alias Missfelidae im Kulturverein Röda in Steyr. Zentrum ist das Kulturquartier in Linz, weitere Austragungsorte sind hier u.a. das AEC, das Atelierhaus Salzamt und das Stifterhaus. Das Festival-Motto wird von den Künstlerinnen und Künstlern sehr frei interpretiert, neben düsteren Blicken aufs Un- und Sichtbare gibt es ebenso Humorvolles und Kinder-Comics.

Und da Viren nun ‘mal — wenn auch recht wirksam — doch meist in der Welt des Unsichtbaren verweilen, findet sich die Pandemie in einigen Arbeiten. So entstanden die Selbstporträts von Barbara „Eggy“ Eggert in der Zeit zwischen 19. März bis 26. Juni 2020.

Um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, präsentierte sich die Künstlerin als bekannte, fiktive Persönlichkeiten – von der Kleinen My aus dem Mumintal bis zu Wonder Woman. Ebenfalls im ersten Lockdown zeichnete Horst Stein ein Tagebuch und bringt beinahe Vergessenes humorvoll aufs Tableau. Kennen Sie den Babyelefanten?

Eingang findet die Pandemie auch in einzelne Werke, da fragt dann der Vampir schon ‘mal nach dem Impfstatus. Einem der berühmtesten Vampire der Kinowelt widmet sich übrigens die 2001 gegründete und mittlerweile auf rund 50 Mitglieder angewachsene Lohnzeichnergilde OÖ. Die Künstler feiern den 100. Geburtstag von Nosferatu unheimlich und unheimlich witzig. Die Schau „Die Unheimlichen“ hat wiederum sabel Kreitz kuratiert. Künstler verwandeln dabei Gruselliteratur in Comics. „Die Künstler sind ganz unterschiedliche mit den Stoffen umgegangen“, erklärt Katharina Acht: „Die einen haben sich streng an die Vorgaben gehalten, die andern waren da weniger ,respektvoll‘.“ Zu finden sind in Bilder übersetzte Werke von Edgar Allan Poe, Elfriede Jelinek, Mary Shelley und mehr.

Mit Stahlfäden bringt Ingrid Wurzinger-Leitner die ur-weibliche Handarbeit Kreuzstich auf Plexiglasplatten und erzeugt damit besonders eindrucksvolle wie ästhetisch ansprechende Bilder, die sich u.a. den Themen Weiblichkeit, Gewalt und Diskriminierung widmen. Da begegnet eine mit Stacheln abgehärtete Eva dem Apfel und zum Kreuz drapierte Putzschwämme einer Vagina.

Zeichnen für 35 Millionen

Das oft nicht Gesehene bringt Philipp Pamminger in seinem Comic „Karl der Köter“ in die Linzer Straßenzeitung „Kupfermuckn“ und zu nextcomic, in ganz anderen Dimensionen spielen sich die Arbeiten von Mathias Kollros ab, der seit über einem Jahrzehnt Bilder für das Kartenspiel „Magic: the Gathering“ liefert. Inzwischen sind es über 150 Karten, die der Linzer gestaltet hat und die weltweit von über 35 Millionen Menschen gespielt und gesammelt werden.

Ein Rahmenprogramm, Büchertisch und vieles mehr gibt es heuer bei nextcomic auch wieder, alle Infos auf: www.nextcomic.at

Von Mariella Moshammer

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