Wenn jeder Tag zählt

Oberösterreicherin erzählt in TV-Doku Geschichte ihrer „Frühchen-Familie“

Hatte keinen einfachen Weg ins Leben: Frühchen Noah Raunjak
Hatte keinen einfachen Weg ins Leben: Frühchen Noah Raunjak © ORF/Posch TV & piamedia/Pia und Wolfgang Raunjak

Es war Schwangerschaftswoche 21 plus 1 (Tag), als bei Pia Raunjak festgestellt wurde, dass sich eine Frühgeburt ankündigt. Nach viel Auf und Ab, bangen und hoffen, kam Noah zur Welt.

In der Doku „Unser Wunder: Kind“ (Koproduzentin Ursula Merzeder) erzählt die aus Oberösterreich stammende und in der Steiermark lebende Moderatorin und Journalistin die Geschichte ihrer „Frühchen-Familie“. ORF III strahlt den Film am 19. Jänner um 22.30 Uhr aus.

„Wunder, dass er da ist“

„Noah ist kein Wunderkind. Es ist ein Wunder, dass er da ist“, sagt Raunjak (Jg. 1979) im VOLKSBLATT-Gespräch über ihren heute fünf Jahre alten Sohn. Der Weg dorthin war kein einfacher und das möchte sie in ihrer Doku zeigen und damit den Fokus auf ein Thema richten, das ihrer Meinung nach noch zu wenig in der Gesellschaft, im Bewusstsein der Menschen angekommen ist: Frühgeburten und das vielfältige Schicksal, das Kinder und Eltern dadurch erleben und erleiden. „Fast jedes 10. Kind weltweit ist ein Frühchen“, so Raunjak. „Da geht es nicht darum, welches Schicksal schwerer wiegt: Jeder hat dieselbe Angst um sein Kind.“

Lebensfähig ab 23 + 0

Nach dem verfrühten Blasensprung war die Zukunft von Noah zunächst völlig ungewiss. Pia Raunjak kam ins LKH Graz, erhielt Wehenhemmer, musste darauf warten und hoffen, dass sich die Geburt hinauszögern lässt und Noahs Überlebenschancen damit wachsen: lebensfähig ab Woche 23 plus 0. Die Eltern mussten gemeinsam mit den Ärzten darüber entscheiden, „ob man alle Möglichkeiten mit allen Konsequenzen, die auch Qualen für das Baby bedeuten können, ausschöpft, oder ob man sein Kind friedlich gehen lässt.“ Ihr Mann Wolfgang sei ihr die größte Stütze dabei gewesen, so Raunjak, und habe neben ihr, der eher Ängstlichen, immer Zuversicht ausgestrahlt: „Unser Bua schafft das.“ Auch Familie und Freunde seien in dieser Zeit für sie da gewesen, eine große Hilfe auch der Glaube. Und die Chancen Noahs stiegen mit jedem Tag.

„Wir schafften es bis Woche 26 plus 6, dann wurde Noah so sanft wie möglich per Kaiserschnitt geholt“, erzählt Raunjak. Zweieinhalb Monate musste der Kleine im Krankenhaus bleiben, zwei Monate davon auf der Baby-Intensivstation. Zwei Wochen vor seinem tatsächlichen Geburtstermin ging es dann schließlich mit den glücklichen Eltern nach Hause. Es folgten engmaschige Kontrollen, Untersuchungen und Therapien und eine Zeit der Ungewissheit, wie Noah sich entwickeln würde. Jeder Schritt wurde genau beobachtet, immer wieder plagten die Mutter Schuldgefühle: „Ich habe mich immer wieder gefragt, warum ich und mein Körper Noah nicht genug Schutz geben konnten.“

Noah holt die Zeit nach, die er sonst im Bauch noch gehabt hätte, um sich zu entwickeln. Heute ist er fünf und ein völlig normales Kindergartenkind. „Ein Sonnenschein, mit dem ich jede Minute genieße“, wie seine Mama sagt, „und ein kleines Wesen mit einem starken Willen — kein Wunder.“ Von einem zweiten Kind sei ihr abgeraten worden, bis heute sind die Gründe für die erste Frühgeburt im Unklaren geblieben. „Wir haben schon einmal den Jackpot gemacht und wollen das Schicksal nicht herausfordern.“

Von Melanie Wagenhofer

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