Wichtige Themen mit Skurrilität zugemüllt

Premiere von „Worst Case/Dunkelziffer“ in den Kammerspielen

Zwei aktuelle sowie wichtige Themen wurden auf die Bühne gebracht: Die Klimakatastrophe und die Tatsache, dass immer mehr Menschen in finanzielle Nöte geraten. Dabei hat man es mit einer opulenten Inszenierung gut gemeint.
Zwei aktuelle sowie wichtige Themen wurden auf die Bühne gebracht: Die Klimakatastrophe und die Tatsache, dass immer mehr Menschen in finanzielle Nöte geraten. Dabei hat man es mit einer opulenten Inszenierung gut gemeint. © Herwig Prammer

Es sind zwei ebenso aktuelle wie wichtige Themen, denen sich das Linzer Landestheater jetzt in den Kammerspielen widmet: Die Klimakatastrophe einerseits und andererseits die Tatsache, dass immer mehr Menschen in finanzielle Nöte geraten. Grundlage für das Theaterprojekt sind die beiden Stücke „Worst Case“ und „Dunkelziffer“ von Kathrin Röggla. Man hat es mit einer opulenten Inszenierung gut gemeint, doch die Themen werden mit übertriebener Skurrilität regelrecht zugemüllt. Premiere war am vergangenen Samstag.

„Geldkrankheit“

Die Salzburger Autorin Kathrin Röggla (Jahrgang 1971) schrieb die beiden Stücke in den Jahren 2005 bzw. 2008. „Stücke“ trifft es nicht wirklich, den eigentlich sind es Texte, die einerseits um die „Geldkrankheit“ (Röggla) und andererseits um die ökologische Bedrohung kreisen. Die sich damit aus wechselnden Perspektiven und mit unterschiedlicher Betroffenheit befassen. Keine Frage, beide Texte sind heute aktuell, vielleicht sogar noch aktueller als zu ihrer Entstehungszeit. Wir leben in einer Konsumgesellschaft mit all ihren Schattenseiten.

Die Schuldnerberater sind überfordert, Banken, Versicherungen und Wirtschaftsunternehmen erweisen sich als beinharte Gläubiger, so zumindest Autorin Röggla.

Analysen gehen unter

Doch all diese Fakten inklusive der links-ideologischen und anti-kapitalistischen Analysen von Kathrin Röggla gehen in der Inszenierung von Katka Schroth ziemlich unter. Vom ersten Augenblick an dominieren grell-bunte und skurrile Figuren (Kostüme Sung-A Kim). Man hätte es schon ahnen müssen, als Live-Musiker Joachim Werner aus unerfindlichen Gründen als Hase mit Wackelohren verkleidet den Theaterabend eröffnete. Und so geht es weiter, man ist als Zuschauer zu sehr gezwungen zu rätseln, was die einzelnen Figuren bedeuten, als dass man sich intensiver mit der Thematik auseinandersetzen könnte. Das Bühnenbild (Hartmut Meyer) von „Dunkelziffer“ ist eine Art Arena, in der sich die Tragikomödie von Geld und Schulden abspielt. Auch hier wieder überlagert von zahlreichen skurrilen Elementen. Bei „worst case“ besteht die Ausstattung nur aus einem Telefon als Background für einen Dialog zweier Frauen, von Röggla mit indirekter Rede sprachlich kunstvoll aber schwierig für Darstellerinnen und Publikum gestaltet.

Tapferes Ensemble

Das Ensemble gibt sein Bestes: Katharina Hofmann, Theresa Palfi, Cecilia Perez, Nataya Sam, Alexander Hetterle und die Schauspiel-Studierende Rebecca Hammermüller. Alle kämpfen sich tapfer durch das Panoptikum der Figuren. Allein das Wechseln der Kostüme binnen kurzer Zeit dürfte eine Herausforderung sein. Sprachlich ist Röggla nicht einfach, auch das wird je nach Figur mit Hingabe bewältigt. Und die Live-Musik von Joachim Werner – sei es als Hase oder anders kostümiert – passt sich kongenial der jeweiligen Situation an. Das Resümee des zweieinhalbstündigen Abends: Eine Inszenierung, bei der – was die Ausstattung betrifft – weniger mehr gewesen wäre. Vor allem mehr Herausforderung für das Publikum, sich mit den Themen und nicht der Verarbeitung optischer Eindrücke zu beschäftigen. Trotzdem nachhaltiger Applaus.

Von Werner Rohrhofer

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