Wider die Kollektivschuld

Willi Sauberer begab sich auf spannende „Rot-Weiß-Rote Faktensuche“

Willi Sauberer: „Die gescholtene Kriegsgeneration – Eine Rot-Weiß-Rote Faktensuche“. Österreichischer Milizverlag, 248 S., 25 € © Österreichischer Milizverlag

„Nach den heute noch feststellbaren Indikatoren glaubt man, dass sich etwa 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung für ein selbstständige Österreich ausgesprochen hätten“, befand Hugo Portisch in „Österreich II“. Trotzdem wird seit den 1980er Jahren, die Kriegsgeneration pauschal als Unterstützer des Nazi-Regimes gebrandmarkt. Um den Gegenbeweis (ohne die Gräuel-Taten der Nazis zu relativieren) anzutreten, hat sich Willi Sauberer auf eine „Rot-Weiß-Rote Faktensuche“ begeben und seine Ergebnisse in „Die gescholtene Kriegsgeneration“ publiziert. Ein Buch, das bereits in zweiter Auflage erschien und höchst Interessantes darlegt.

„Diese Dokumentation ist der energische Widerspruch zur ungeheuerlichen Verleumdung der österreichischen Kriegsgeneration“, schreibt der frühere SVZ-Chefredakteur, der (Jahrgang 1933) selbst noch ein Zeitzeuge ist. Und vehement gegen die Pauschalverurteilung einer ganzen Generation durch linke Agitatoren auftritt, diese als „haltlos und ungerecht“ bezeichnet: „Es gibt keinen einzigen Hinweis, dass eine Mehrheit der österreichischen Kriegsgeneration mit dem NS-Regime sympathisiert oder dies unterstützt hätte“, betont Sauberer.

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Und unterlegt dies mit Fakten, die heute gerne verschwiegen werden. Fakten aus teils jahrzehntelang gesammelten Dokumenten, teils durch neueste Nachforschungen in vielen Quellen beschafft. Drei Beispiele:

Er zitiert den sozialdemokratischen Wirtschaftswissenschafter Felix Butschek: „Was Adolf Hitler mit seiner Armee (1938/Anm.) gegenüber unserem Land unternommen hat, war eine völkerrechtswidrige Besetzung.“

Juristisch gesehen stellte, so der Historiker Walter Goldinger, der Anschluss eine militärische Besetzung dar, die nicht nur gegen das allgemeine Völkerrecht, sondern auch gegen die Verträge von St. Germain, Genf und Lausanne verstieß.

Die Alliierten haben beim Abschluss des Staatsvertrages 1955 der Streichung einer Mitverantwortungsklausel ausdrücklich zugestimmt.

„Österreich wird die tatsächliche Rolle als erstes Opfer Hitlers abgesprochen und die Staatsspitze von 1938 diskriminiert, obwohl diese bis zuletzt versucht hatte, die Unabhängigkeit Österreichs zu retten“, schreibt Sauberer.

Seine Hoffnung: Mit seinem Buch einen Beitrag zu leisten, dass „künftige (Historiker-)Generationen den Lügenschleier unserer Zeit durchschauen werden.“

Von Roland Korntner