Wie aus Wilderern Revolutionäre wurden

Fritz Kalteis‘ Spieldoku „Wilderer — Rebellen der Berge“ über die legendäre Wildererschlacht von Molln am Ostermontag auf Servus TV (20.15 Uhr)

Er wolle so knapp dran sein wie möglich, sagte Filmemacher Fritz Kalteis Ende letzten Jahres im VOLKSBLATT-Gespräch über seine neue Spieldoku „Wilderer – Rebellen der Berge“, in der es um die legendäre Wildererschlacht von Molln im Jahr 1919 geht.

Wenn man jetzt das Ergebnis sieht, bekommt man das Gefühl, dass das gelungen ist, auch wenn manches Geheimnis wohl für immer eines bleiben wird. Aber das macht ja auch die Faszination des Mythos von den „Rebellen der Berge“ aus.

Lange Verdrängtes an die Oberfläche geholt

Kalteis hat jedenfalls intensiv recherchiert und so manches, worüber lange nicht gesprochen worden ist, das verdrängt und verklärt wurde, ausgegraben — im Gespräch etwa mit Nachfahren von Wilderern, Förstern von heute aus der Gegend und einem Buchautor, der Wilderergeschichten auf der Spur ist. Dazwischen spielen professionelle Schauspieler und Mollner authentisch in Mundart das Geschehen von vor 100 Jahren nach, das vor allem auf einer Tonbandaufnahme aus 1961 beruht: Damals hat August Popp vulgo Wolfbauern Gust, einer aus der Mollner Wildererbande, Gespräche mit einem Drehbuchautor der Bavaria geführt.

Darin erzählt er, wie er 1918 auf Fronturlaub gewesen sei und gesehen habe, dass das Elend zuhause noch größer war als in Kriegsgebieten. „Wir müssen das Mehl mit Sagschartn strecken, weil wir nix zum Essen haben“, sagt eine Frau im Film. „Und gleichzeitig frisst das Wild vom Grafen von Lamberg das Futter für unsere Tiere zsamm.“. Männer wie Popp griffen zur Selbsthilfe, gingen wildern und versorgten Bedürftige im Ort mit Fleisch. Die Mollner Wildererbande war in den Wäldern unterwegs, die Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit spitzten sich zu und fanden am 14. März 1919 im Dorfwirtshaus Doleschal ihren traurigen Höhepunkt in der Wildererschlacht, die vier Wilderern das Leben kostete.

Maultrommelmusik, Wilderer-Lieder und herrliche Landschaftsaufnahmen komplettieren die einstündige Doku, die zeigt, dass manche Fronten heute noch existieren, auch wenn Wildern nicht mehr das ist, was es einmal war, nämlich Rettung in Zeiten großer Not und Auflehnung gegen die Obrigkeit.

Die mobile Version verlassen