Wie ein Gendarm „besondere Kohlen“ aus dem Keller holte

Neu gegründeter Verein zeigt Ausstellung zu 175 Jahre Gendarmeriegeschichte in ehemaliger Ebelsberger Kaserne

Oben: Motorradpatrouille 1949Rechts oben: Nicht nur VW-Käfer, auch Porsche war einmal unter den DienstfahrzeugenRechts: Uniformierung 1970er und 1980er
Nicht nur VW-Käfer, auch Porsche war einmal unter den Dienstfahrzeugen der Gendarmerie © Klaus Windischbauer

Als er selbst in den 1980er-Jahren seinen Dienst als Gendarm in Puchenau versah, mussten die Beamten dort noch regelmäßig in den Keller, um Kohle zum Heizen zu holen. Dann wurde ein neuer Posten (samt moderner Heizung) bezogen, der alte Keller ausgeräumt und Klaus Windischbauers Leidenschaft für das historische Polizeiwesen entfacht:

Was er dort an historischen Artefakten fand, bildet den Grundstock seiner Sammlung, die seither gewachsen ist und deren Hauptattraktionen nun in einer Ausstellung zu bewundern sind. Windischbauer, der 2023 den Exekutivhistorischen Verein Oberösterreich gegründet hat, wünscht sich in Zukunft ein eigenes Museum zur Exekutivgeschichte.

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„Bewaffnete Leute“

Vor 175 Jahren, exakt am 8. Juni 1849, wurde in Österreich unter Kaiser Franz Joseph I. die Gendarmerie gegründet, eine Errungenschaft, die es zuvor schon in Frankreich gab, der Name bedeutet übersetzt „bewaffnete Leute“. Bis dahin lagen deren Aufgaben – Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit – bei der k. u. k. Armee.

Aus der Gründungszeit stammt ein Säbel, der in der Ausstellung in der ehemaligen Hiller-Kaserne Linz/ Ebelsberg, Block 9, im Wehrgeschichtlichen Museum OÖ des Forum Wehrgeschichte OÖ (bis 26. Oktober) zu sehen ist und zur ersten Bewaffnung der Gendarmerie gehörte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sollte ihn der Gummiknüppel ersetzen.

Zu den ältesten Exponaten in der Schau zählt auch ein Helm aus 1919. Die erste Dienstinstruktion aus 1850, die das Verhalten des Gendarmen regelt, enthielt etwa das „Gebot der Nüchternheit“ und Anweisungen zum Umgang mit „übel beleumdeten Personen“.

40 Liter Benzin im Monat

„Man war früher näher dran an den Menschen“, erzählt der Gruppeninspektor in Ruhe. Das habe nicht zuletzt auch daran gelegen, dass aus Spargründen in den 1980ern eine Zeit lang nicht mehr als 40 Liter Benzin im Monat in die Dienstfahrzeuge getankt werden durften. „So sind wir, die Patrouillentasche umgehängt, viel zu Fuß gegangen und hatten viel Kontakt zur Bevölkerung.“ Da habe der Begriff „Freund und Helfer“ noch eine andere Bedeutung gehabt.

Dienstfahrzeuge wurden zentral über Wien ausgeschrieben und angekauft, häufig machte VW das Rennen, aber auch Opel oder Fiat waren unter den Fahrzeugen der Funkstreife. „Ich war noch mit einem grauen und einem weißen Käfer unterwegs“, erzählt Windischbauer. „Auch ein Puch MS 50 Motorrad hatten wir zu Zeiten der Benzinkontingentierung.“

In der kleinen, aber feinen Ausstellung werden Uniformen von zum Teil sehr hochrangigen Beamten aus verschiedenen Zeiten gezeigt, Reiterhosen und Stiefel wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von gerade geschnittenen Beinkleidern und niedrigem Schuhwerk abgelöst. Motorradfahrer kamen in den 1980ern komplett in Leder zum Einsatz.

„Die Dienstgrade reichten vom Eingeteilten, der über die Gendarmerieausbildung verfügte, über den Dienstführenden mit zusätzlichem Chargenkurs bis zum Offizier, der es, mit Matura und zusätzlichen Ausbildungen, vom Leutnant bis zum General bringen konnte“, erklärt Windischbauer.

Herkunft der Wachkörper

2005 war das Ende für die Gendarmerie gekommen, die gemeinsam mit der Sicherheitswache aufgelöst und mit dem Kriminalbeamtenkorps und Teilen der Zollwache seither die heutige Polizei bildet. In manchen ländlichen Gegenden werden auch heute Polizisten noch von älteren Herrschaften als Gendarm angesprochen. Ein wenig Nostalgie schwingt in der Ausstellung freilich mit und der Wunsch, dass auch heutige Polizisten wissen, woher ihr Wachkörper kommt.

Von Melanie Wagenhofer

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