World Press Photo Award würdigt die Trauer im Gazakrieg

Eine palästinensische Frau betrauert den Tod ihrer Nichte © APA/Reuters/World Press Photo/Mohammed Salem

Das Foto einer trauernden Palästinenserin, die ihre in einem weißen Tuch verhüllte, tote fünfjährige Nichte im Arm hält, hat den renommierten internationalen Fotowettbewerb „World Press Photo“ gewonnen. Das teilte die Jury am Donnerstag mit. Mohammed Salem nahm das Bild für die Nachrichtenagentur Reuters am 17. Oktober 2023 in einem Krankenhaus in Khan Younis auf, wo Angehörige nach einem israelischen Luftschlag nach getöteten Verwandten suchten.

Die Jury würdigte Salems Foto als „mit Sorgfalt und Respekt komponiert“. Es biete „gleichzeitig einen metaphorischen und buchstäblichen Einblick in einen unvorstellbaren Verlust“. Die Juryvorsitzende Fiona Shields lobte die große Aussagekraft des Fotos. „Es ist unbeschreiblich bewegend zu sehen und zugleich ein Argument für Frieden, das extrem stark ist, gerade wenn Frieden manchmal wie eine unmögliche Fantasie erscheint.“

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Der 39-jährige palästinensische Fotograf Salem erhielt die Auszeichnung bereits 2010. Er arbeitet seit 2003 für Reuters. „Ich hatte das Gefühl, dass das Bild den allgemeinen Sinn dessen, was im Gazastreifen passiert, auf den Punkt bringt“, sagte Salem, als das Foto im November erstmals veröffentlicht wurde. „Die Menschen waren verwirrt und rannten von einem Ort zum anderen, weil sie wissen wollten, was mit ihren Angehörigen geschehen war. Dabei fiel mir diese Frau auf, die die Leiche des kleinen Mädchens festhielt und nicht loslassen wollte“, so Salem, dessen Frau erst am Vortag der Fotoaufnahme ein Kind geboren hatte.

Photo-Story des Jahres ist eine Reportage der Südafrikanerin Lee-Ann Olwage für das Magazin „Geo“ über den Umgang mit Demenzkranken in Madagaskar. Die Jury würdigte die Wärme und Zärtlichkeit in den Bildern. Der aus Venezuela stammende Fotograf Alejandro Cegara wurde in der Kategorie langfristige Projekte für eine Serie über Immigration in Mexiko ausgezeichnet. Die ukrainische Fotografin Julia Kochetova gewann den ersten Preis für ihr Projekt „Krieg ist persönlich“. Sie zeigt in ihrem Projekt nach Darstellung der Jury, wie der Krieg die Menschen täglich persönlich treffe.

Die Direktorin von World-Press-Photo, Joumana El Zein Khoury, verwies auf die persönliche Bindung der Fotografen mit ihren Themen. „Dies hilft ihnen, uns ein tieferes Verständnis zu vermitteln, das hoffentlich zu Empathie und Mitgefühl führt.“ Sie erinnerte auch daran, dass viele Fotojournalisten mit großem persönlichem Risiko arbeiten müssten und viele Journalisten im vergangenen Jahr durch den Gaza-Krieg getötet wurden.

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Insgesamt wurden 33 Fotografen ausgezeichnet. Mehr als 3.800 hatten sich mit mehr als 61.000 Fotos am Wettbewerb beteiligt. Alle ausgezeichneten Fotos werden in einer Ausstellung gezeigt, die in mehr als 60 Ländern weltweit zu sehen ist. In Österreich sind die Fotos im Herbst für mehrere Wochen in der Wiener Galerie WestLicht zu sehen.

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