Zweigstellen der Kulturhauptstadt: Traunviertler Ortschaften

Rund um den spektakulären Traunfall setzt man sich in Roitham im Kulturhauptstadtjahr mit Menschenrechten auseinander: Die Ergebnisse dieses Denkprozesses werden dann auf Thementafeln entlang des Rundwegs am Wasserfall sicht- und lesbar.l
Rund um den spektakulären Traunfall setzt man sich in Roitham im Kulturhauptstadtjahr mit Menschenrechten auseinander: Die Ergebnisse dieses Denkprozesses werden dann auf Thementafeln entlang des Rundwegs am Wasserfall sicht- und lesbar.l © photoplace — stock.adobe.com

23 Gemeinden im Salzkammergut dürfen sich heuer „Kulturhauptstadt Europas“ nennen, 19 davon in Oberösterreich und vier in der Steiermark.

Erstmals wurde eine alpine ländliche Region zur Kulturhauptstadt erhoben — eine organisatorische Herausforderung, aber auch eine Chance für die Beteiligten, sich als Region zu präsentieren und weiterzuentwickeln. Wir stellen die einzelnen beteiligten Kommunen und zentrale Programmpunkte 2024 in einer Serie vor.

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„Kollaborative Konstruktion“ auf der „Weingärtnerwiese“

Die stark landwirtschaftlich geprägte Gemeinde Kirchham liegt im Norden des Kulturhauptstadt-Gebiets und zählt rund 2235 Einwohner. Zentrales Projekt ist „KOKO – Kollaborative Konstruktion“ im Sommer: Auf der „Weingärtnerwiese“ an der Laudach wird ein Experimentierfeld für kollaboratives Arbeiten eingerichtet. Im Zentrum stehen regionale und traditionelle Handwerkspraktiken, in einer offenen Werkstatt werden Wissen und Ideen geteilt und es wird gemeinsam gelernt.

Papiermachen, eine Kinderoper und das Abschlussfest

Die gut 9800 Einwohner zählende Stadt ist eine Einpendlergemeinde am nördlichen Rand des oö. Seengebiets, die von der Industrie geprägt wird. Hier hat der Technologiekonzern Miba seine Zentrale, vor allem verbindet man Laakirchen aber mit der Papierindustrie.

Während die Papierproduktion heute in der Hand der Heinzel Group ist, gehört die historische Zellstofffabrik der Kultur: Dort sind seit 1997 u.a. das Österreichische Papiermachermuseum — laut Betreibern das größte seiner Art in Europa — und das Veranstaltungszentrum Alfa untergebracht. Das Alfa wird auch als Location für Kulturhauptstadt-Events genutzt: Am 17. Februar hat die Kinderoper „Saltice“ von Ruben Zahra Premiere, und am 30. November werden die Europäische Kulturhauptstadt Bad Ischl — Salzkammergut 2024 und das Brucknerjahr dort gemeinsam ihren Abschluss feiern.

„Arena der Menschenrechte“ am Traunfall

Die bekannteste Sehenswürdigkeit des Traunviertler Ortes ist der Traunfall. Der spektakuläre Wasserfall, der sich diagonal zum Fluss über eine Länge von 200 Metern zieht, ist seit einigen Jahren sogar Teil des Ortsnamens — aus Roitham wurde 2016 Roitham am Traunfall.

Im Projekt „Arena der Menschenrechte“, das am 6. April in dieser Naturkulisse eröffnet wird, setzen sich Alt und Jung mit Grundwerten auseinander. Die Ergebnisse dieses Denkprozesses werden dann auf Thementafeln entlang des Rundwegs am Traunfall zu bewundern sein. Teil des Programms ist auch eine Lesung mit Christoph Ransmayr, der in Roitham aufgewachsen ist. Ab Mai bringt zudem die „Lesebank.2024“ Literatur in den öffentlichen Raum der 2100-Seelen-Gemeinde.

Naturlehrpfad mit künstlerischen Arbeiten

Das landwirtschaftlich geprägte Dorf ist mit seinen rund 1170 Bewohnern eine der kleinsten unter den 23 Kulturhauptstadtgemeinden. Zentrales Projekt der Traunviertler Kommune ist der „Global Home“-Naturlehrpfad des Künstlers Herbert Egger. Seine Werke — etwa das Modell eines Hauses aus Ästen — stehen der Pflanzen- und Tierwelt zur Verfügung und dürfen in Würde verwittern.

Erinnerungskultur in Klein-Venedig

Weil Unterach am südlichen Ende des Attersees damals am leichtesten vom Wasser aus zu erreichen war, trug es im vorigen Jahrhundert die Bezeichnung „Klein-Venedig“. Gründerzeitvillen und Bootsstege prägen das Bild des rund 1540 Einwohner zählenden Ortes, der mit einer botanischen Besonderheit aufwarten kann: dem einzigen Edelkastanienwald nördlich der Alpen, in dem die Maroni auch ausreifen. Im Kulturhauptstadtjahr widmet man sich stark der Erinnerung. Das Online-Projekt „Chronisch ungeschrieben“ will mit Bürgerbeteiligung die Lücken in den beiden Gemeindechroniken schließen. Ebenfalls partizipativ ist das „Museum der Erinnerung“ angelegt, in dessen Rahmen die Künstlerin Amina Handke das Lederermayerhaus zu einem Zentrum der Dokumentation lokaler Geschichte machen will. Beim traditionellen Unteracher Seefest am 10. August im Strandbad erwartet die Besucher heuer eine Audio & Visual-Show auf Wasserleinwänden, in der Geschichte auf elektronische Musik trifft.

Gustav Mahler, Friedrich Gulda und Variete mit Tom Neuwirth

Die 900-Seelen-Gemeinde Steinbach im Bezirk Vöcklabruck liegt ebenfalls am Ufer des Attersees. Hier verbrachte nicht nur Gustav Klimt einige Jahre lang seine Sommerfrische, auch heute ist Steinbach ein beliebtes Ziel für Badegäste und – wegen der spektakulären, aber sehr anspruchsvollen Unterwasserreviere – vor allem für Taucher. Aber auch zwei Musiker sind mit dem Ort eng verbunden: Gustav Mahler, der hier in der Sommerfrische komponierte, und Friedrich Gulda, der am Friedhof von Steinbach begraben ist. Ihnen widmet sich im Mai und Juni die Veranstaltungsreihe „Alles schon weg komponiert“. Am 20. Juli gastieren in der Pension Hanslmann „Frau Thomas und Herr Martin“ (Tom Neuwirth und Martin Zerza) mit einem Varieté-Abend.

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