Kultur-Stillstand: „Parsifal“ als Streamingweihfestspiel

Youtube Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Als Wagnerianer oder Freund von Ostertraditionen säße man zu normalen Zeiten ja am heutigen Gründonnerstag, dem Ostersonntag oder zumindest an einem der Folgetage im Bühnenweihfestspiel „Parsifal“.

Corona macht allerdings auch vor der musikalisch-philosophischen Verschränkung von Katholizismus und Buddhismus nicht halt. Doch: Zum virtuellen Raum wird hier die Zeit.

☣️➡️  Mehr zu diesem Thema ⬅️☣️

Der Vorteil für den „Parsifal“-Anhänger ist schließlich: Anstelle etwaig unbequemer Theatersitze kann man heuer auf der bequemen Couch Platz nehmen. Denn die virtuellen Möglichkeiten, sich dem 1882 uraufgeführten letzten Bühnenwerk des Meisters hinzugeben, sind zahlreich. Auf der Klassikplattform www.myfidelio.at etwa hat man einen ganzen Strauß an Parsifalen zur Auswahl. Hier ist etwa Michael Schulz’ Inszenierung von den Salzburger Osterfestspielen 2014 mit Johan Botha und Wolfgang Koch zu erleben, oder man kann die beiden Wolfgang-Wagner-Deutungen aus Bayreuth in der Besetzung des Jahres 1981 (mit Siegfried Jerusalem in der Titelpartie) sowie 1998 (mit Poul Elming als Parsifal) vergleichen. Dort führt einen auch der bekannte Musikdeuter Stefan Mickisch am Piano in die tieferen Schichten des Werks ein.

Noch bis Ostersamstag (11. April) stellt die Bayerische Staatsoper in München ihren bei der Premiere 2018 heftig umstrittenen „Parsifal“ – nacktlastig inszeniert von Pierre Audi mit einem Bühnenbild von Georg Baselitz und dirigiert von Kirill Petrenko – kostenlos zur Verfügung (operlive.de/parsifal). Opernliebhaber können sich hier auf Jonas Kaufmann als reiner Tor und Christian Gerhaher als Amfortas freuen.

Da legen die Kollegen der Wiener Staatsoper noch einen drauf und zeigen gleich zwei verschiedene Inszenierungen in drei Varianten im Rahmen ihres Onlinespielplans (www.staatsoperlive.com): Am heutigen Gründonnerstag wird Christine Mielitz’ mittlerweile nicht mehr im Realspielplan befindliche Arbeit gezeigt. Am Ostersonntag (12. April) schließt dann die 2017 erarbeitete Jugendstilinszenierung von Alvis Hermanis an, dirigiert von Semyon Bychkov. Und am 15. April beschließt die Hermanis-Arbeit, diesmal dirigiert von Valery Gergiev, den Reigen.

Bis Karfreitag wartet man bei Arte. Dafür ist die dort präsentierte Inszenierung von Graham Vick aus dem Teatro Massimo von Palermo, die erst im Jänner Premiere hatte, bis zum 10. Juli kostenlos verfügbar (www.arte.tv). Unter dem Dirigat von Omer Meir Wellber wird hier die Wagner-Oper zur Parabel auf die übers Mittelmeer Flüchtenden. Und schließlich kann der „Parsifal“-Fan auch mit dem vorhandenen Angebot ganzer Inszenierungen auf YouTube die Zeit zwischen Karfreitag und Ostermontag füllen.

Das könnte Sie auch interessieren