Kurz setzt bei Impfstoff nicht mehr nur auf EU

Österreich und weitere Partner wollen mit Israel Impfstoffe der zweiten Generation produzieren

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Um in der Zukunft rasch zu Corona-Impfdosen der zweiten Generation zu kommen, setzt Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) künftig nicht mehr nur auf eine Beschaffung durch die EU.

Stattdessen will Österreich mit weiteren Staaten gemeinsam mit Israel solche Vakzine gegen neue Virus-Mutationen produzieren und an Behandlungsmethoden forschen. Das ließ Kurz am Dienstag vor seiner morgigen Reise nach Israel über das Bundeskanzleramt verlauten.

Auch Dänemark schloss sich diesem Vorschlag an. „Wir befinden uns möglicherweise in einer Situation, in der wir nicht nur impfen, sondern auch erneut impfen müssen, vielleicht einmal im Jahr“, sprach sich Ministerpräsidentin Mette Frederiksen für eine „Zusammenarbeit zur Impfstoffproduktion“ aus.

Der Bedarf werde allein für Österreich auf rund 30 Millionen Impfdosen geschätzt, sagte Kurz: „Wir sollten nicht mehr nur von der EU abhängig sein bei der Produktion von Impfungen der zweiten Generation.“ Der bisherige Zugang, Impfstoffe zentral über die EU zu besorgen, „war zwar grundsätzlich richtig“.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA „ist aber zu langsam bei den Zulassungen“ neuer Impfstoffe, erneuerte Kurz seine Kritik. Am 11. März will die EMA den Impfstoff von Johnson & Johnson zulassen, der etwa in den USA bereits in Verwendung ist.

Experten zufolge müssten auch in den kommenden Jahren jeweils zwei Drittel der Bevölkerung, also über sechs Millionen Menschen in Österreich, jährlich geimpft werden, um das Coronavirus samt Mutationen in Schach zu halten.

Die Präsidentin des österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller, Renee Gallo-Daniel, bezeichnete den Vorstoß von Kurz als „sehr, sehr innovativ“. Im Ö1-Journal erklärte sie am Dienstag, dass es wichtig sei, lokal eine Impfstoffproduktion zu haben.

EU-Kommission will von Kooperation lernen

Auch die EU-Kommission selbst sieht Österreichs Vorstoß positiv. Dieser könne von zusätzlichem Wert für die EU-Impfstrategie sein. „Die EU-Kommission ist definitiv daran interessiert, von Österreich, Dänemark und Israel zu lernen“, sagte ein Sprecher.

Solche Anstrengungen würden die EU-Staaten gegenseitig bestärken. Kritik kam am Dienstag unterdessen vonseiten der SPÖ: Deren Gesundheitssprecher Philip Kucher ortete ein „Impf-Chaos“. Andreas Schieder, SPÖ-Delegationsleiter im EU-Parlament, nannte die Israel-Reise „ein billiges Ablenkungsmanöver“.

„Impfstoff-Taskforce“ für Österreich angekündigt

Unterdessen hat Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck eine „Impfstoff-Produktions-Taskforce“ für Österreich angekündigt. Ziel sei es, Bestandteile für einen Corona-Impfstoff oder den Impfstoff selbst in großen Mengen zu produzieren.

In Gesprächen mit Vertretern von rund zwanzig Pharmavertretern hat sich die Regierung am Dienstag einen Überblick über Kapazitäten verschafft.

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