Kurz: „Wir werden durchhalten müssen“

Ein Nationalfeiertag im Zeichen von Corona — Van der Bellen gegen Schuldzuweisungen

Am 26. Oktober 2020 hielt Bundeskanzler Sebastian Kurz (m.) im Rahmen der Angelobung der Rekrutinnen und Rekruten des österreichischen Bundesheeres auf dem Wiener Heldenplatz eine Rede zum Österreichischen Nationalfeiertag. Im Bild mit Bundesministerin Klaudia Tanner (l.) und Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen (r.). © BKA/Wenzel

Die offiziellen Aussagen und Handlungen zum gestrigen Nationalfeiertag standen ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Der Wiener Heldenplatz, wo sich normalerweise Hunderttausende Menschen versammeln und Hunderte Rekruten öffentlich angelobt werden, wurde großräumig abgeriegelt. Im Inneren der Absperrung fand ein Mini-Festakt mit zwölf Rekruten, zwei Regierungsmitgliedern, dem Bundespräsidenten und Vertretern der Geistlichkeit statt.

Alle Politiker appellierten an die Bevölkerung, weiter durchzuhalten und zusammenzuhalten. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stellte die Österreicher auf harte Herbst- und Wintermonate und bevorstehende „Anstrengungen“ ein: „Die nächsten Monate werden ein Kraftakt für uns alle.“ Die Krise verlange allen viel ab.

Viele seien „erschöpft, wollen von Corona nichts mehr hören und können einfach nicht mehr“. Er verstehe das, er wolle auch keine Maske tragen und keine Einschränkungen erdulden. Aber als Regierungschef müsse er den Menschen sagen, „dass wir noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Wir werden durchhalten müssen, bis ein Impfstoff uns eine Rückkehr zur Normalität möglich macht.“ Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) dankte nach dem Ministerrat allen, die mithelfen und meinte: „Heimatliebe heißt in diesen Tagen auch Zusammenhalten“. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner mahnte die Bereitschaft ein, das Land verteidigen zu wollen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen beschrieb die Situation als „ein Boot auf sehr unruhiger See, in dem wir alle gemeinsam sitzen“. Und: „Wir müssen zusammenhalten, um gut durch dieses Unwetter zu kommen.“ In seiner abendlichen TV-Ansprache gab sich Van der Bellen aber überzeugt: „Österreich wird das schaffen. Miteinander“ — auch wenn diese Pandemie „uns allen ordentlich auf die Nerven“gehe und eine Belastung „für uns alle“ sei.

Faktenbasiertes Handeln

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Der Bundespräsident forderte zudem dazu auf, nicht wechselseitig Schuldige zu suchen, sondern die Pandemie mit Wissenschaft, Vernunft und Mitgefühl zu bekämpfen. „Dieses Virus ist weder rot noch blau, noch türkis oder grün oder pink“, so Van der Bellen. Man könne es nur mit „faktenbasiertem Handeln“ und mit „rechtzeitiger, verständlicher, nachvollziehbarer Kommunikation“ in den Griff bekommen.

Die Opposition nutzte den Feiertag für Kritik am Krisenmanagement der Regierung. „Die Regierung muss die zentrale Verantwortung im Krisenmanagement übernehmen. Moderieren allein ist zu wenig“, sagte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner via Facebook. Kritik an der Inszenierung der Feierlichkeiten kam von der FPÖ. „Die Regierung und der Bundespräsident absolvieren am heutigen Nationalfeiertag ihr Standardprogramm“, die Bevölkerung müsse aber daheimbleiben, kritisierte FPÖ-Klubchef Herbert Kickl in einer Aussendung.

Die Neos plädierten einmal mehr für ein gemeinsames europäisches Heer. Die Neu- tralität sei früher notwendig gewesen, meinte Vizeklubchef Nikolaus Scherak im ORF, aber: „Es ist ganz einfach so, dass sich die Welt weiter entwickelt hat.“ Dieser Diskussion müsse man sich stellen.

Die FPÖ-OÖ kritisierte, dass die ÖVP-geführte Bundesregierung das Bundesheer seit Jahren am ausgestreckten Arm verhungern lasse.

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