Meinung

von Manfred Maurer

Längerer Atem

Kommentar zur „Sanktionenspirale“ gegen Russland.

Die Sanktionenspirale dreht sich weiter. Vor Kurzem noch für undenkbar gehaltene Strafmaßnahmen gegen Russland sind beschlossen, und dennoch ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht.

Dem Grauen von Butscha, welches nur ein besonders schreckliches Symbol für Putins Staatsterror darstellt, werden weitere Impulse für Sanktionsverschärfungen folgen. Diese moralisch nachvollziehbare Eskalation stößt jedoch auch auf Bedenken, die nicht nur egoistischen Ängsten vor der Bumerangwirkung der Sanktionen geschuldet sind, sondern auch Zweifeln an der Durchhaltefähigkeit des Westens.

Noch sorgen grauenvolle Bilder vom Tatort Ukraine für eine weitgehend geschlossene Wirtschaftskriegsfront. Doch anders als Wladimir Putin müssen Europas Regierungen den Faktor Demokratie einkalkulieren.

Eher früher als später werden die Horrornachrichten auf Abstumpfung stoßen oder sogar jenen Auftrieb geben, die den ukrainischen Widerstandsgeist schon jetzt für ein Friedenshindernis halten. Sinkt die Bereitschaft der Bürger, für den Verbleib von Krim und Donbass bei der Ukraine, schmerzliche Opfer zu bringen, geraten die Regierungen unter Druck.

Noch ist offen, wer in diesem blutigen Drama den längeren Atem haben wird. Aber: Den Demokratien könnte die Luft schneller ausgehen als Putins Diktatur. Das wäre eine Tragödie. Nicht nur für die Ukraine.

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