Meinung

von Manfred Maurer

Leben & Wert

Sterbehilfe ist ein Thema, bei dem der Anspruch an den Gesetzgeber, möglichst jedem Einzelschicksal gerecht zu werden, niemals zu erfüllen sein wird. Wer unheilbar krank dem Tod ins Auge blickt, kann in diesem die erlösende Perspektive sehen, die anzustreben letzter Sinn des Lebens werden kann.

Wer mitfühlt, neigt dazu, der Erlösung den Vorzug vor dem Gesetz zu geben. Daraus resultiert auch das Bedürfnis, jedem Menschen das Recht auf sein selbstbestimmtes Ende zu geben.

Doch man braucht nicht den braunen Euthanasie-Teufel an die Wand zu malen, um im „schönen Tod“ auch fernab nationalsozialistischer Pervertierung das Missbrauchspotenzial zu erkennen. Die große Freiheit, mit der Sterbehilfebefürworter argumentieren, kann sich nämlich als großer Trugschluss erweisen: Jedes — auch nur die Ausnahme regeln wollende — Gesetz fördert das Entstehen gesellschaftlicher Normen. Die Zulassung von Sterbehilfe kann eine ungewollte Norm begründen.

„Legalisierung aktiver Sterbehilfe öffnet der Gesellschaft die Tür zur billigen ‚Lösung‘.“

Natürlich keine gesetzlich festgeschriebene, aber eine aus sozialem Druck erwachsende: Pflege ist teuer und wird durch die demografische Entwicklung immer teurer. Eine Legalisierung aktiver Sterbehilfe öffnet der Gesellschaft die Tür zur billigen „Lösung“, welche jeden Kranken vor die (natürlich unausgesprochene) Frage stellt: Wie lange noch will ich teure Bürde sein? Haben die deutschen Verfassungsrichter das wirklich zu Ende gedacht?

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