Ein prunkvolles Schloss, welches den italienischen Namen „schöne Aussicht“ trägt, macht diesem alle Ehre und lässt einen in die Geschichte Wiens eintauchen. Schloss Belvedere in der österreichischen Hauptstadt zählt zu den schönsten Barockgebäuden weltweit und vereint sowohl Kunstgeschichte als auch Historie.
Im 18. Jahrhundert unter dem österreichischen Feldherren Prinz Eugen von Savoyen in Auftrag gegeben, diente es als Sommerresidenz und Rückzugsort. Jahrelang feilte der berühmte Barockarchitekt Johann Lucas von Hildebrandt an der architektonischen Besonderheit des Gebäudes und ließ sich dabei von Schloss Versailles inspirieren. 1723 war die Anlage nach zehn Jahren mit der Fertigstellung des Oberen Schlosses vollendet und bietet seither den berühmten Canaletto-Blick, der die Besucher seit Jahrzehnten fasziniert.
Das Belvedere fungierte schon unter Prinz Eugen als Ausstellungsort für Kunst und Kultur. Nach dessen Tod im Jahr 1736 verkaufte seine Nichte die Kunstsammlung nach Turin. Das Schloss blieb jedoch weiterhin ein Ort der Kunst, an dem alsbald kaiserliche Kunstsammlungen zu finden waren. Aufgrund eines Platzmangels ließ Kaiserin Maria Theresia die Gemälde der Habsburger ins Schloss Belvedere überstellen und machte die Sammlung im Jahre 1777 erstmals öffentlich zugänglich.
Im Sinne der Ideale des aufgeklärten Absolutismus galt für das Volk freier Eintritt. Über hundert Jahre schmückten die Gemälde die Wände des Schlosses, bis das Kunsthistorische Museum 1889 seine Pforten öffnete. Seitdem ist die Kunstsammlung der Habsburger im Museum zu finden. Was einst als Sommerresidenz begann, fand durch Thronfolger Franz Ferdinand seine Fortsetzung.
Moderne Kunst zieht ins Schloss Belvedere
Wenige Jahre später versetzte die Gründung der „Modernen Galerie“ durch die Künstler der Wiener Secession das konservative Österreich in Aufregung. Aus dem Schloss Belvedere wurde erneut ein Ort der Kunst und die Entwürfe Otto Wagners zogen in die untere Etage des Belvedere ein, ebenso wie Gustav Klimts berühmtes Bild „Der Kuss“. Die „Moderne Galerie“, welche die ambivalente Kunst der Secessionisten beherbergte, wurde durch die Nationalsozialisten 1938 abrupt geschlossen.
Beautiful View Of Famous Schloss Belvedere, Built By Johann Luka© JFL Photography - stock.adobe.com
Gustav Klimt , The Kiss, 1908, Oil And Gold On Canvas.© GiorgioMorara - stock.adobe.com
ARCHIVBILD: AUSSTELLUNG "LESSING ZEIGT LESSING" IM JDISCHEN MUSEUM© APA/Erich Lessing/Bildrecht.at
Die Kunst galt als „entartet“ und entsprach nicht dem Sittenbild der Nationalsozialisten. Der Zweite Weltkrieg hinterließ sowohl beim Schloss, als auch bei der Kunst seine Spuren. Bombentreffer vernichteten Teile des Marmorsaals sowie den Groteskensaal, große Teile der Kunstsammlung wurden zerstört.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 begannen die Aufbauarbeiten des Schloss Belvedere. Diese wurden im Jahr 1953 fertiggestellt und der Museumsbetrieb im Oberen Belvedere konnte erneut aufgenommen werden.
„Österreich ist frei!“
„Österreich ist frei!“ Mit diesen historischen Worten wurde am 15. Mai 1955 im berühmten Marmorsaal des Oberen Belvedere der Staatsvertrag von Bundeskanzler Leopold Figl unterzeichnet. Zehn Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wurde mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags die Souveränität Österreichs wiederhergestellt und eine neue Ära eingeleitet. Bis heute ist das Bild, welches Figl am Balkon des Schlosses mit dem Staatsvertrag in seinen Händen zeigt, in das kollektive Gedächtnis der Österreicher eingebrannt.
„Der Kuss“ von Klimt
Heute umfasst die Kunstsammlung des Schlosses Belvedere 420 Werke, welche auf drei Stockwerke aufgeteilt sind. Im ersten Stock befindet sich die berühmte Kunst der Wiener Moderne. Zu den Herzstücken dieser Sammlung zählen die 24 Gemälde von Gustav Klimt. Allen voran sein weltberühmtes Kunstwerk „Der Kuss“, welches Klimt mit seiner Muse Emilie Flöge als Liebespaar zeigt. Im Prunkstall, wo einst die Leibpferde des Prinzen standen, ist heute mittelalterliche Kunst zu bewundern. Auch das Schloss selbst sowie die Gartenanlage spiegeln die barocke (Landschafts)Architektur wider. Besonders zur Geltung kommt das prunkvolle Schloss durch den davor liegenden Spiegelungsteich, der die Fassade des Schlosses reflektiert.