Abarth 500e: Der bissige Austro-Elektrostachel

Von einem Wiener gegründet, genießt die Marke Abarth – mittlerweile im Stellantis-Konzern beheimatet – Kultstatus. Jetzt brachte die Traditionsmarke den ersten Stromer auf den Markt; den agilen, kleinen Abarth 500e.

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Es gibt Autos, die wachsen einem gleich ans Herz – da spielt die Ausstattung keine große Rolle, die müssen auch nicht sonderlich bombastisch oder teuer sein und auch Drehmoment, PS oder Beschleunigung müssen nicht auf Formel-1-Niveau sein.

Und dennoch haben sie das gewisse Etwas. Der Abarth 500e ist so ein Auto, trotz einer Kratzbürstigkeit, die diesem Wagen innewohnt (aber dazu später).

Bewegte Firmengeschichte im Zeichen des Skorpions

Warum also schließt man den 500e gleich ins Herz? Vielleicht liegt es an der bewegten Firmengeschichte in Bologna gegründeten Autoherstellers. Der Markenname geht dabei auf den Wiener Carlo Abarth zurück, der die Firma anno 1949 mit Armando Scagliarini aus der Taufe hob.

Typenschein

Abarth 500e Turismo

Preis: ab € 42.200,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 42.800,- inklusive Sonderlackierung Acid Grün € 600,-; einen Abarth 500e gibt es ab € 38.200,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich Garantie: 2 Jahre ohne km-Begrenzung, 3 Jahre Lackgarantie, 8 Jahre gegen Durchrostung, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf mindestens 70 Prozent der Batteriekapazität Service: laut Serviceheft bzw. Bordcomputer

Technische Daten: Motor: Permanent-Synchronmotor, 113,7 kW/155 PS Spitzenleistung, 47 kW/64 PS Nenndauerleistung, max. Drehmoment 235 Nm Getriebe: Eingangautomatik Antrieb: Frontantrieb Höchstgeschwindigkeit: 155 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 7 s Leistungsgewicht: 8,55 kg/PS WLTP-Verbrauch: 18,1 kWh VOLKSBLATT-Testverbrauch: 17,7 kWh

Eckdaten: L/B/H: 3.673/1.683/1.518 mm Radstand: 2.322 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1.325/1.720 kg Kofferraum: 185-550 Liter Akku: 42,2/37,8 kWh brutto/netto Reifen: 4 x 205/40 R18 96H auf 18“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/RCTA Airbags: 6

Abarth wurde 1971 schließlich an Fiat verkauft – der Abarth 500e baut ja auch auf dem Fiat 500 auf. Der Markenname wurde erst 2007 wieder offiziell eingeführt. Doch zurück zum Viersitzer. Das Logo, das prominent und mittig auf der Front und hinter den beiden Türen des Kleinwagens prangt, ist übrigens ein Skorpion; das Sternzeichen Abarths.

Also, warum schließt man den Abarth 500e ins Herz? Vielleicht liegt es auch an der knuffigen Silhouette des Wagens, die aber sehr wohl auch Sportlichkeit suggeriert. Markante Seitenschweller, dunkle Außenspiegelkappen, ein Diffusor unter dem Heckstoßfänger sowie die Logos auf den hinteren Kotflügeln, die mit einer Kombination aus Skorpion und Blitz auf den elektrischen Antrieb hinweisen. Der Viersitzer macht optisch jedenfalls was her.

Auch im Innenraum gibt sich der Abarth 500e betont dynamisch. Das exklusive Ambiente wird von dunklen Verkleidungen von Säulen und Dachhimmel, Sportsitzen mit in den Stoff geprägten Zierstreifen und Doppelnähten sowie das dem abgeflachten Sportlenkrad geprägt.

Zwei Displays prägen den Innenraum

Das zentrale Instrument wird serienmäßig von zwei großen Displays gebildet. Über einen Touchscreen mit 10,25 Zoll Bildschirmdiagonale wird das Infotainmentsystem gesteuert. Es bietet spezielle Performance-Seiten, auf denen der Status des Elektroantriebs dargestellt wird. Auch der sieben Zoll große TFT-Monitor bietet spezielle Abarth-Grafiken.

Grundsätzlich gilt: Das Infotainmentsystem ist logisch und intuitiv aufgebaut, das System reagiert rasch und grundsätzlich findet man alles mit Leichtigkeit.

Der Synchronmotor ist ganz nach Art des Hauses, a la Stellantis-Konzern. Ein Permanent-Synchronaggregat mit 155 PS Maximalleistung, bei dem das maximale Drehmoment bei 235 Newtonmetern anliegt. Das ist mehr als genug, um den 1,3 Tonnen schweren Viersitzer forsch voranzutreiben. Untermalt wird das mit einem künstlichen, heiseren Sound, der wohl Power suggerieren soll, in Wahrheit unnötig und nervtötend ist.

Deutlich differenziert sind darüber hinaus die Fahrmodi. Turismo gibt sich smooth und entschleunigend, ohne dass dadurch der Abarth zu einer lahmen Ente verkommt. Scorpio Street gibt dem Viersitzer deutlich mehr Punch und in dem Modus entspricht die Rekuperation jener der Bremsbacken am Ende einer Achterbahnfahrt.

Scorpio Track schließlich kitzelt aus dem Motor alles raus, schiebt den 1,3-Tonner wuchtig über die Vorderräder an und ist vor allem für sportlich-ambitionierte Fahrer die richtige Wahl.

Einzig die 155 km/h Spitze werden der Elektro-Rennsemmel so gar nicht gerecht – egal, in welchem Modus. Und egal, in welchem Modus: Das Fahrwerk gibt den Insassen unmittelbar über den Straßenzustand Bescheid und die Lenkung zeigt sich immer präzise und gehorcht rasch den Fahrbefehlen.

85-kW-Schnellladesystem an Bord

Davon abgesehen gibt sich der 500e mit weniger als 18 Kilowattstunden Strom je hundert Kilometer genügsam. „Tutto bene“, würde der Italiener diesbezüglich sagen. Ausgestattet ist der 3,7-Meter-Stromer mit einem 85-kW-Schnellladesystem. In der Theorie ist so in weniger als fünf Minuten eine ausreichende Energiereserve für eine durchschnittliche tägliche Fahrleistung (rund 40 Kilometer) nachgeladen.

Und in der Theorie sind so die Batterien in 35 Minuten auf 80 Prozent aufgeladen. In der Praxis geht es der Abarth diesbezüglich etwas langsamer an. Aber auch aufgrund der Größe (wir reden von katastrophalen Platzverhältnissen in Reihe zwei und gerade einmal 185 Liter Kofferraumvolumen) eignet sich der sparsame Sportler am ehesten für die Kurzstrecke.

Fazit: Wer soll dieses Auto kaufen? Nun: Abarth-Enthusiasten, die mit der Elektromobilität nicht auf Kriegsfuß stehen. Ein echtes Liebhaberauto also – den man ins Herz schließt; und die Vernunft vielleicht doch außen vor bleibt, den 42.200 Euro Einstiegspreis sind auch eine ziemlich forsche Ansage.

Von Oliver Koch

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