Der Pioniergeist eines Piano-Puristen

Der gebürtige Ansfeldner Christoph Daignière-Koller hat Steinway zu einem Höhenflug in Österreich verholfen. Das gelingt ihm auch mit seinen Naturweinen.

Wie beim Klavier ist Christoph Daignière-Koller auch als Winzer ein Purist. Hier auf dem Bild mit Gattin Mathilde.
Wie beim Klavier ist Christoph Daignière-Koller auch als Winzer ein Purist. Hier auf dem Bild mit Gattin Mathilde. © Christina Czybik

Auf insgesamt 21 Steinway-Flügeln eröffnete Starpianist David Helfgott mit seinen Begleitern im Mai 2012 den Life Ball am Wiener Rathausplatz. Damit wurde auch einem Millionenpublikum vor Augen geführt, welches Instrument bei Klavieren das Maß aller Dinge ist. Der Aufstieg von Steinway in Österreich ist dabei eng mit Christoph Daignière-Koller verbunden.

„Warten, bis wer anruft“

Am 1. Dezember 1997 eröffnete er das Steinway Haus am frequenzbringenden Wiener Opernring und stellt die Marke damit erstmals ins öffentliche Rampenlicht. Zuvor waren die Steinways in einem Musikhaus in einer Seitengasse beinahe versteckt. Das Marketing habe damals nach einem einfachen Prinzip funktioniert, erinnert sich Daignière-Koller: „Warten, bis wer anruft!“

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Als gelernter Klavierbauer, der zuvor schon bei Bösendorfer sowie für das Klavier-Festival Ruhr und Steinway gearbeitet und Kulturmanagement studiert hat, schlägt der gebürtige Oberösterreicher einen völlig neuen Weg ein. „Ich wollte ein Haus, das sichtbar ist, das offen ist für Kunden und Künstler, das den Austausch und die Begegnung fördert.“

Mit unternehmerischem Risiko und Engagement positioniert Daignière-Koller das Steinway-Haus als erste Adresse für Künstler, Konzerthäuser und Nachwuchs. Als er gemeinsam mit Elisabeth Leonskaja in der Hamburger Steinway-Fabrik die ersten zwei Flügel für das Wiener Konzerthaus aussucht, ist ein Durchbruch geschafft.

Die Arbeit mit Pianisten und Konzerthäusern intensiviert sich. Das Steinway-Haus am Opernring wird zum Treffpunkt. Auch für Nachwuchskünstler wie Lang Lang, der dort erstmals Daniel Barenboim trifft. Dieser lädt den Chinesen kurze Zeit später zu einem Konzert in die New Yorker Carnegie Hall ein – ein Weltstar war geboren.

Hervorragender Zweigelt

Entspannung sucht Daignière-Koller im Weingarten. Ein erster Versuch mit Grünem Veltliner scheitert. „Aber der Zweigelt war hervorragend“, erinnert er sich an die Anfänge. Doch der Weingarten ist zu groß für ein Hobby. Daignière-Koller spielt mit dem Gedanken, umzusteigen und kauft einen alten Bauernhof in Schönberg am Kamp. Weil seine Frau Mathilde als Klavierbauerin seine Leidenschaften für Musik und Wein teilt, werden die beiden Winzer. Warum das leicht gefallen ist, erklärt Christoph Daignière-Koller mit einer einprägsamen Begegnung.

„Ein alter Weinbauer in Montalcino hat mir intensiv ins Gesicht gesehen, als ich seinen Wein verkostet habe. Er sieht beim ersten Schluck, ob mich sein Wein berührt. Das ist wie bei einem wirklich guten Klavier. Das berührt einen mit dem ersten Ton.“

Wie beim Klavier sind die Daignière-Kollers auch als Winzer Puristen. Ihre Grünen Veltliner, Rieslinge, Cabernet Sauvignons, Merlots, Zweigelts und St. Laurents sind Naturweine. Seit 2020 arbeiten sie ausschließlich biologisch, seit 2022 nach biologisch-dynamischen Richtlinien.

Gelesen wird in der Kühle der Morgenstunden, die Trauben werden mit den Füßen getreten. Die Gärung erfolgt nur spontan, es gibt keinerlei Schönung. Hefezusatz, Hefenährstoffe, Enzyme, Ent- oder Zusäuerung, Filtration, Rebler und Maischepumpe sind tabu. Schwefel wird homöopathisch dosiert (max. 35 mg/l Gesamtschwefel).

Die Bühne des Winzerehepaars Daignière Koller sind heute nicht mehr Konzerthäuser, sondern Messen für Naturweine in Paris oder Italien. Heimische Winzer sind dort kaum vertreten. „Unsere „Cool Climate Wines“ bekommen viel Anerkennung und verkaufen sich gut. Wir sind am richtigen Weg“, sagen die beiden. Das können auch jene Händler bestätigen, die die Weine der Puristen sogar in Kanada und Japan weiterverkaufen.

Von Oliver Koch

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