„Die Familie, die wir brauchten“

Eine angemessene Kinderbetreuung zu finden, ist für berufstätige Mütter oft eine Herausforderung. Noch viel größer wird sie, wenn das Kind eine Beeinträchtigung hat und Einzelbetreuung braucht. Im Caritas-Hort Altheim hat Leon (12), der mit einer Chromosomen-Anomalie geboren wurde, sechs Jahre lang „seinen“ Platz in der Gruppe gefunden. „Die Integration war nicht nur für Leon eine Bereicherung, sondern für alle Kinder. Sie haben Berührungsängste abgebaut und Leon, so wie er ist, in ihr Herz geschlossen“, sagt Hort-Leiterin Eva Gruber.

„Schon Leons älterer Bruder Mark fühlte sich im Hort Altheim vier Jahre lang sehr wohl. Ob das auch auf Leon zutreffen würde, war ich mir am Anfang nicht sicher“, erinnert sich Mutter Sindhuja Enzinger.

Da Leon aufgrund einer Chromosomen-Anomalie Pflegestufe 5 hat – er ist entwicklungsverzögert, kann nicht reden und auch nicht gut gehen –, braucht er eine Einzelbetreuung: „Meine Befürchtungen waren, dass es ihn überfordern könnte, mit jüngeren Kindern zusammen zu sein, die wesentlich weiterentwickelt waren als er selbst und dass er nicht die Aufmerksamkeit erhalten würde, die er braucht.“

Doch die Zweifel von Sindhuja und ihrem Mann Thomas Enzinger aus Altheim wurden schnell zerstreut. „Das Team des Caritas-Horts, insbesondere Ute Hörtenhuber und Helena Watzinger, haben Leon liebevoll und geduldig aufgenommen. Leon durfte mit den anderen Kindern an vielen Veranstaltungen und Ausflügen teilnehmen. Zusätzlich bekam er von Ute und Helena Fördereinheiten, um seine Bewegungsabläufe und Sprach-Fähigkeiten zu verbessern. Das hat ihm viel geholfen“, erzählt die Mutter.

Besonders dankbar ist sie, dass auch auf ihre Sonderwünsche eingegangen wurde. „Das Team scheute sich nie davor, etwas Neues zu lernen. Sie haben den Meta-Talk gelernt, mit dem Leon kommuniziert, oder eine spezielle Massagetechnik. Sie taten alles, um ihn im Leben weiterzubringen.“

Integration ist eine Chance für alle Kinder

Hort-Leiterin Eva Gruber sieht die Integration nicht nur als Chance für Leon, sondern für alle Kinder: „Natürlich ist es eine Herausforderung, aber Leon spürt so viel und gibt einem mit seiner Herzlichkeit so viel zurück. Das haben auch die anderen Kinder in der Gruppe erkannt und ihn deshalb gut angenommen.“

Beim Mittagessen haben die Kinder mit Freude mitgeholfen, Saft gebracht oder sein Geschirr weggeräumt. Keine Mitarbeiterin musste darauf aufmerksam machen, das war für die Kleinen ganz selbstverständlich geworden. Weil Leon Bücher liebt, haben die älteren Kinder oft mit ihm Bilderbücher angeschaut und ihm vorgelesen.

Wiedersehensfreude mit anderen immer groß

Wenn Sindhuja Enzinger und Leon beim Spazierengehen auf ein ehemaliges Hort-Kind treffen, ist die Wiedersehensfreude immer groß. „Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn die Kinder auf Leon zustürmen, um ihn zu begrüßen. Er mag ihre Begeisterung nicht erwidern, aber zu sehen, dass sie ihn so akzeptieren, wie er ist, bereitet uns große Freude. Den Kindern werden im Caritas-Hort wertvolle Lebenserfahrungen vermittelt, die sie wo anders vielleicht verpassen würden.“

Die gebürtige Inderin Sindhuja Enzinger kann das Sprichwort „Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ nur bestätigen und möchte sich bei allen Mitarbeiterinnen im Caritas-Hort herzlich bedanken: „Sie waren die Familie, die wir brauchten. Ich bin besonders dankbar, dass ich keine Kompromisse eingehen musste, um meiner Leidenschaft weiterhin folgen zu können und meinen Berufsweg fortzusetzen, der mich nach Europa und nach Altheim gebracht hat.“

Nun freut sich die Familie auf die nächsten Erfahrungen von Leon in der Pestalozzi- Schule in Braunau.

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