E-Auto aus China im Test: Ganz schön, clever und auch smart

Beim Smart #3 muss ein solcher Titel einfach sein. Aber der rein elektrische Crossover hat auch seine Tücken – Stichwort Reichweitenangst, Fahrwerk und Lademanagement.

Der Smart #3 ist ein Elektroauto aus China. © Koch

„Hola“, „hello“, „bonjour“ oder „hei“ auch „hallo“ – sehr international begrüßt das Infotainmentsystem des Elektroautos Smart #3 auf seinem 12,8 Zoll großen HD-Touchscreen die maximal fünf Passagiere.

Kurz auf „Überspringen“ drücken, und prompt poppt der farbenfrohe, verspielte Startbildschirm des Infotainments auf. Rechts unten springt einem ein Leopard (oder war’s ein Gepard?) ins Auge – im Zentrum des Bildschirms ist eine stilisierte Weltkugel zu sehen, mit Hochhäusern und Grünzonen.

Lesen Sie auch

Was beim Bildschirm vollendet wird, hat sich schon davor angedeutet; der rein elektrisch betriebene Smart wirkt wie ein großes Spielzeugauto, wobei das nicht unbedingt negativ ausgelegt werden muss.

Typenschein

Smart #3 Premium

Preis: ab € 47.700,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 47.700,-; einen Smart #3 (Pro) gibt es ab € 39.700,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich Garantie: 3 Jahre ohne km-Begrenzung, 12 Jahre gegen Durchrostung, 8 Jahre bis max. 200.000 km auf den Akku Service: alle 30.000 km oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: permanenterregter Synchronmotor, 200 kW/272 PS, max. Drehmoment 343 Nm Getriebe: Eingangautomatik Antrieb: Heckantrieb Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 5,8 s Leistungsgewicht: 6,65 kg/PS WLTP-Verbrauch: 16,3 kWh VOLKSBLATT-Testverbrauch: 16,8 kWh

Eckdaten: L/B/H: 4.400/1.844/1.556 mm Radstand: 2.785 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1.810/2.260 kg Anhängelast gebr./ungebr.: 1.600/750 kg Kofferraum: 370-1.160 Liter Frunk: 15 Liter Akku: 66 kWh Reifen: 4 x 245/45 R19 102V auf 19“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 6

Die Menüführung will jedenfalls gefallen. Schade ist nur, dass die Entwickler dem Infotainment offenbar mehr Augenmerk gewidmet haben, als der eigentlich einem Auto zugedachten Aufgabe. Und diese lautet nach wie vor Menschen von A nach B zu bringen.

Natürlich funktioniert das, schließlich hat der Smart #3 vier 19-Zöller montiert, sowie einen 272 PS starken E-Motor, der die Hinterräder antreibt, sowie ein griffiges, recht kleines Lenkrad. Aber eine harmonische Abstimmung schaut anders aus.

Das fängt bei der schwingenden Federung an, führt sich über die synthetische Lenkung fort und inkludiert die gewöhnungsbedürftige Rekuperation. Denn selbst in der niedrigeren Stufe – Smart nennt diese „mittel“ – fühlt sie sich wie zögerlich zupackende Bremsbacken an; und man kann sich nun vorstellen, wie dies bei „hoher“ Rekuperation ist.

Doch zurück zum Start: Wer oder was ist Smart überhaupt? Nun, das ist ein vor 30 Jahren von Daimler (Deutschland) und Geely (China) gegründetes Joint-Venture.

Von 1998 bis 2018 wurden hauptsächlich Kleinwagen mit Verbrennungsmotoren gebaut. Danach folgte die Umorientierung zur E-Mobilität und mittlerweile ist die Automarke mit zwei Modellen in Österreich vertreten: dem #1 und dem #3.

Der Smart #3 ist die sportlichere Alternative zum #1, was sich auch im Design widerspiegelt: Athletische Kurven, die prägnante „Sharknose“, der breite A-förmige Grill und die großen 19-Zoll-Felgen prägen den Look des Coupés. Er wurde wie schon der Smart #1 in einem Joint-Venture zwischen der Mercedes-Benz-Gruppe und der Geely Holding entwickelt, wird im Gegensatz zum #1 aber in Changxing statt in Xi’an produziert.

Mit DC-Schnellladen ist der #3 in weniger als 30 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufgeladen, wie es in der Theorie so schön heißt. In der Praxis muss man noch gut ein Drittel der Zeit draufschlagen, denn knapp 90 Kilowatt (kW) Ladeleistung war das höchste der Gefühle beim Testwagen.

Dafür konnte der fünftürige Fünfsitzer beim Verbrauch überzeugen. Bei warmen Temperaturen matchte sich der #3 mit dem WLTP-Wert von 16,3 Kilowattstunden (kWh), bei manchen Fahrten ging’s sogar deutlich darunter und die 16,8 kWh Testverbrauch sind letztendlich auf den steten Einsatz des Sportmodus zurückzuführen.

Ausgestattet ist der Wagen in der Linie „Premium“ bereits ab Werk reichlich. Darüber hinaus hat der Elektrochinese umfangreiche ADAS-Fahrerassistenzsysteme an Bord, die für ein angenehmes und sicheres Fahrerlebnis sorgen. Im Crashtest des New Car Assessment Program (Euro NCAP) konnte der Crossover überzeugen und schnitt mit der Höchstbewertung von fünf Sternen ab.

Auffällig an dem rundlichen #3 sind außerdem die synthetisch klingenden Akustikgeräusche. Insbesondere der Blinker sei hier erwähnt – ob lobend, oder nicht, das muss jeder selbst nach dem ersten Hören entscheiden.

Und Stichwort hören: Die weibliche Navigationsstimme gibt in Rallyemanier ihre ausführlichen Routeninfos zum Besten. Auch hier gilt: Nervig oder nicht, das müssen die maximal fünf Passagiere entscheiden.

Fazit

Ein hippes Auto, zweifelsohne. Darüber hinaus ist er optisch gelungen, solide ausgestattet und das Infotainmentsystem ist clever und smart. Fahrtechnisch und auch in puncto Ladegeschwindigkeit kann der solide verarbeitete Smart #3 jedoch nicht überzeugen.

Von Oliver Koch